Großbritannien übergibt Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius
Nach jahrzehntelangem Streit hat sich Großbritannien bereiterklärt, die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius zu übergeben. Diese Entscheidung markiert das Ende eines langen Rechtsstreits und stellt einen bedeutenden Schritt in den diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern dar.
Militärische Kontrolle bleibt bestehen
Obwohl Großbritannien die Inseln an Mauritius zurückgibt, behält es die Kontrolle über den wichtigen Militärstützpunkt auf der größten Insel des Archipels, Diego Garcia. Dieser Stützpunkt wird auch von den USA genutzt und bleibt für mindestens 99 Jahre weiter zur Nutzung für London und Washington verpachtet. Das britische Außenministerium erklärte, dass der Status der Basis erstmals seit 50 Jahren unumstritten und rechtlich sicher sei.
Historische Einigung
US-Präsident Joe Biden begrüßte die „historische Einigung“ und betonte die wichtige Rolle des Stützpunkts für die nationale, regionale und globale Sicherheit. Mauritius' Regierungschef Pravind Jugnauth hob hervor, dass die Vereinbarung zeige, dass auch ein kleines Land gegenüber großen Mächten Gerechtigkeit erreichen könne. Über die Einigung war fast zwei Jahre verhandelt worden, und ein Vertrag über die Vereinbarung soll folgen.
Rechtliche Sicherheit und historische Gerechtigkeit
Der lange Rechtsstreit hatte den sicheren Betrieb der Basis gefährdet, erklärte Großbritanniens Außenminister David Lammy. Zudem werde mit der Vereinbarung verhindert, dass die Inseln zu einer „gefährlichen Einwanderungsroute nach Großbritannien“ würden. Mauritius hatte 2019 vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) Recht bekommen und die Rückgabe der Inseln gefordert.
Die Frage der Zwangsumgesiedelten
Mit der Rückgabe an Mauritius könnte auch die Frage nach den fast 2000 zwangsumgesiedelten indigenen Bewohnern der Insel wieder aufkommen. Zwischen 1968 und 1973 hatten die britischen Herrscher Bewohner des Archipels nach Großbritannien, Mauritius und auf die Seychellen zwangsumgesiedelt, um Platz für die gemeinsame Militärbasis mit den USA zu schaffen. Vertriebene hatten dagegen vor britischen Gerichten geklagt.
In der jetzt veröffentlichten gemeinsamen Erklärung heißt es, das Abkommen würde das „Unrecht der Vergangenheit“ beseitigen. Die Chagossianer würden unterstützt werden. Die Organisation „Chagossian Voices“, die die Interessen der Vertriebenen vertritt, kritisierte jedoch, dass sie nicht an den Verhandlungen beteiligt gewesen sei.
Strategische Bedeutung von Diego Garcia
Der Stützpunkt auf Diego Garcia war während des Kalten Krieges von zentraler strategischer Bedeutung und wurde in den vergangenen Jahren für US-Luftwaffeneinsätze in Afghanistan und im Irak genutzt. Auch in Zukunft wird dieser Stützpunkt eine Schlüsselrolle in der militärischen Strategie der USA und Großbritanniens spielen.
Diese Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie geopolitische Interessen und historische Gerechtigkeit miteinander verknüpft sind. Die Rückgabe der Chagos-Inseln an Mauritius ist ein wichtiger Schritt, der jedoch auch viele Herausforderungen und Fragen mit sich bringt, die in den kommenden Jahren geklärt werden müssen.
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