EU-Finanzdiktat gegen Zypern: Eine Chronologie der Schande
Im Frühjahr 2013 wurde das kleine EU-Mitgliedsland Zypern, eine Insel im östlichen Mittelmeer mit weniger als 900.000 Einwohnern, zum Schauplatz des bislang größten Enteignungs-Dramas seit Bestehen der Europäischen Union. Dies geschah unter dem Deckmantel der Euro-Rettung, doch es waren vor allem die einfachen Bürger, die geschröpft wurden, während die Eliten ihr Kapital in Sicherheit brachten. Eine Chronologie der Ereignisse und eine Warnung für die Zukunft.
Zypern am Abgrund
Im Juni 2012 stufte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Zyperns auf „BB+“ herab, was „Ramsch-Niveau“ entspricht. Schuld daran waren die Banken, die aufgrund der Schuldenkrise in Griechenland rund vier Milliarden Euro abschreiben mussten. Die gesamte Wirtschaft Zyperns, die nur eine Leistung von 17,5 Milliarden Euro erbringt, war eng mit der griechischen verflochten. Trotz des regen Tourismus wuchs die Arbeitslosigkeit auf Rekord-Niveau, und der Beamtenapparat war aufgebläht. Die Regierung sah keinen anderen Ausweg, als bei der EU Finanzhilfen in Höhe von 17,5 Milliarden Euro zu beantragen, was der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes entsprach.
Hilferuf an die EU und Russland
Im Juni 2012 stellte die zyprische Regierung einen Hilfsantrag an die EU. Das Rettungspaket wurde jedoch auf 10 Milliarden Euro reduziert. Gleichzeitig verhandelte Zypern mit Russland über weitere Kredite, da vermögende Russen und russische Unternehmen erhebliche Summen in zyprischen Banken angelegt hatten. Doch auch hier waren die Bedingungen nicht selbstlos, da Russland seine eigenen Interessen verfolgte.
EU beschließt erstmals „Sparerenteignung“
Im März 2013 beschlossen die Finanzminister der EU, dass Bankkunden auf einen Teil ihrer Einlagen verzichten müssen, um den maroden Finanzsektor zu stützen. Wer mehr als 100.000 Euro auf seinem Konto hatte, sollte eine Abgabe von 9,9 Prozent leisten, darunter sollten es 6,75 Prozent sein. Dies führte zu wütenden Protesten in Zypern, während viele Reiche ihr Geld bereits ins Ausland geschafft hatten.
Kapitalraub bis zu 60 Prozent
Ende März 2013 einigten sich die zyprische Regierung und die EU-Finanzminister auf einen abgeänderten Rettungsplan. Die zweitgrößte Bank des Landes, die Laiki Bank, wurde zerschlagen, und Einlagen über 100.000 Euro wurden eingefroren. Reiche Bankkunden und Aktionäre sollten stärker geschröpft werden, mit einem „Kapitalraub“ von bis zu 60 Prozent.
Eliten „retten“ ihr Geld
Während gewöhnliche Zyprer an Suppenküchen Schlange standen, wurde bekannt, dass hohe Beamte und Politiker in der zyprischen Zentralbank und Politik, die von der bevorstehenden Schließung der Banken wussten, vorher noch „Unmengen“ Geld ins Ausland geschafft hatten. Ein Skandal erster Güte, der das Vertrauen in die Politik weiter erschütterte.
Fazit: Eine Warnung für die Zukunft
Die beschämende Enteignung der Bankkunden, Sparer und Aktionäre auf Zypern machte klar, dass unter irgendeinem Vorwand jeder für die Bankenrettung und damit auch für die Eurorettung herangezogen werden kann. Dies sollte eine Warnung für alle Anleger in der Euro-Zone sein, die zukünftig um ihr Geld bangen müssen.
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