Deutschland im Ausverkauf: Unternehmer verlieren die Geduld
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer dramatischen Entwicklung: Immer mehr heimische Unternehmen werden an ausländische Investoren verkauft. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch eines ist klar: Die Unternehmer haben genug von den aktuellen Bedingungen in Deutschland.
Ein Cocktail aus Problemen
Die Mischung aus sinkenden Zinsen, günstigen Unternehmensbewertungen und dem demografischen Wandel macht Deutschland zu einem attraktiven Ziel für ausländische Investoren. Andreas Bonnard, Partner bei der internationalen M&A-Beratung Marktlink, bestätigt: „Ausländische Investoren werden durch die Wirtschaftskrise in Deutschland angezogen.“ Die sinkenden Zinsen und die angepassten Preiserwartungen der Verkäufer führen zu einem regelrechten Verkaufsboom.
Demografischer Wandel als Treiber
Ein weiterer Faktor ist der demografische Wandel. Viele Unternehmer der Babyboomer-Generation erreichen das Rentenalter und möchten ihre Firmen verkaufen. Diese Entwicklung führt zu einer erhöhten Verkaufsbereitschaft, wie Bonnard erklärt: „Die Babyboomer ziehen sich zurück, und das erhöht die Verkaufsbereitschaft.“
Von gefüllten Auftragsbüchern keine Rede mehr
Ein Beispiel für die schwierige Lage ist Steffen Cyris, Inhaber des fränkischen Kühlthekenbauers Schrutka-Peukert. Noch vor kurzem konnte er sich über volle Auftragsbücher freuen, doch die Rezession hat die Situation drastisch verändert. „Die Situation ist so angespannt — ich bin nicht sicher, ob ich ein Angebot eines Investors ablehnen würde, falls eines kommen sollte“, sagt Cyris.
Deutsche Unternehmen auf Einkaufstour im Ausland
Trotz der Verkaufswelle gibt es auch deutsche Unternehmen, die im Ausland auf Einkaufstour gehen. Ein prominentes Beispiel ist die Übernahme des Wind- und Solarparkbetreibers Encavis durch Max Viessmann und den Finanzinvestor KKR für 4,5 Milliarden Euro. Auch Bosch hat zugeschlagen und das Klimaanlagengeschäft von Johnson Controls für acht Milliarden Euro erworben.
Fehlende Industriestrategie der Regierung
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der niederländischen Großbank ING, kritisiert die fehlende Industriestrategie der deutschen Regierung. Er betont, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich ein Schnäppchen seien, obwohl sie in vielen Bereichen Technologieführer sind. „Wir leisten uns Luxusthemen wie den Abschied von günstiger Atomenergie und einen hohen Regulationsaufwand“, ergänzt M&A-Berater Bonnard.
Unternehmer suchen Alternativen im Ausland
Die Frustration der deutschen Unternehmer ist so groß, dass viele bereits nach Alternativen im Ausland suchen. Steffen Cyris beispielsweise vertreibt seine Kühlräume zur Reifung von Dry-Aged-Rindfleisch unter der Marke The Aging Room in den USA. „In Deutschland entwickelt, Made in USA — das könnte unser Weg sein“, sagt Cyris.
Die derzeitige Entwicklung zeigt deutlich, dass die deutsche Wirtschaftspolitik dringend einer Überarbeitung bedarf. Die Unternehmer haben genug von den aktuellen Bedingungen und suchen ihr Glück im Ausland. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung die Zeichen der Zeit erkennt und entsprechende Maßnahmen ergreift, um den Ausverkauf Deutschlands zu stoppen.
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