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16.08.2024
16:58 Uhr

Chinesischer Mega-Windpark in der Nordsee: Deutsche Windbranche in Sorge

Chinesischer Mega-Windpark in der Nordsee: Deutsche Windbranche in Sorge

Ein bedeutendes Projekt sorgt derzeit für Aufsehen in der Nordsee: Der chinesische Hersteller Ming Yang Smart Energy wird in den kommenden Jahren 16 gigantische Windkraftanlagen errichten. Diese Entscheidung hat in der europäischen Windindustrie Besorgnis ausgelöst, insbesondere hinsichtlich der Energiesicherheit Europas.

Rekordwindräder für die Nordsee

Die Entscheidung, chinesische Windkraftanlagen in der Nordsee zu installieren, traf der Hamburger Investmentfonds Luxcara GmbH. Laut deren Chefin Alexandra von Bernstorff sei dies erst der Anfang, und weitere Aufträge an chinesische Hersteller könnten folgen. Bislang dominieren europäische Hersteller wie Siemens und Orsted den Markt. Doch chinesische Anbieter drängen zunehmend mit attraktiven Konditionen und wettbewerbsfähiger Technik auf den europäischen Markt.

Der geplante Waterkant-Windpark, der etwa 90 Kilometer vor Borkum entstehen soll, wird mit den größten und leistungsstärksten Windrädern der Welt ausgestattet. Jede der 16 Anlagen soll eine Nennleistung von bis zu 18,5 Megawatt (MW) haben, was theoretisch 400.000 Haushalte versorgen könnte. Die Gesamtnennleistung des Windparks wird bei mindestens 270 MW liegen. Mit einer Gesamthöhe von knapp 290 Metern ab Meeresoberfläche werden die Windkraftanlagen beeindruckende Dimensionen erreichen.

Schub für die Energiewende

Luxcara betont, dass die Entscheidung für die leistungsstärkste Offshore-Windturbine der Welt die Energiewende in Deutschland vorantreiben und den Wettbewerb in der Branche fördern soll. Für die Projektplanung und technische Beratung ist Omexom Renewable Energies Offshore zuständig. Das Unternehmen sieht in dem Windpark einen signifikanten Beitrag zur Energiewende und einer nachhaltigen Zukunft.

Die hohe Leistung der chinesischen Anlagen unterstützt die Pläne der deutschen Politik und der EU, die Offshore-Windkraft in der Nordsee massiv auszubauen. Deutschland will bis 2030 die Leistung von derzeit rund neun GW auf 30 GW mehr als verdreifachen. Bis 2045 sollen es dann schon 70 GW sein. Neun EU-Länder, einschließlich Deutschland, streben bis 2050 insgesamt 300 GW an installierter Offshore-Leistung in der Nordsee an.

China nutzt Notlage aus

Die zunehmende Präsenz chinesischer Windkraftanlagen erinnert Branchenverbände an die Solarwirtschaft, wo chinesische Hersteller längst dominieren. Chinesische Anbieter überzeugen häufig mit günstigeren Preisen und besseren Finanzierungskonditionen als ihre westlichen Konkurrenten. Der ehemalige Hamburger Umweltsenator Prof. Fritz Vahrenholt sieht die Windbranche vor ähnlichen Herausforderungen wie die Solarindustrie.

Luxcara-Chefin von Bernstorff betont jedoch, dass der Preis nicht ausschlaggebend für die Entscheidung war. Ming Yang Smart Energy war das einzige Unternehmen, das die Lieferzeit bis 2028 mit einer 18-Megawatt-Anlage garantieren konnte. Diese Aussage verdeutlicht die problematische Lage der deutschen Windbranche, die mit Qualitätsproblemen, teurer Logistik, langen Genehmigungsverfahren und überstrapazierten Lieferketten kämpft. China profitiert von dieser Notlage.

Gefahr für Europas Sicherheit?

Einige Kritiker warnen, dass das neue Projekt in der Nordsee die europäische Energiesicherheit gefährden könnte. Sie befürchten, dass China versucht, sich Zugang zur kritischen Infrastruktur Europas zu verschaffen. Bereits vor zwei Jahren wies Holger Berens, Vorstandschef des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastrukturen, darauf hin, dass „Schurkenstaaten, die Menschenrechte verletzen“, von den Kernbereichen kritischer Infrastruktur ferngehalten werden müssten. Auch der chinesische Huawei-Konzern steht im Verdacht, Sabotage und Spionage zu betreiben, weshalb die Bundesregierung kürzlich ein Verbot von Huawei-Komponenten in deutschen 5G-Netzen ankündigte.

Die Debatte in der Windbranche ähnelt zunehmend jener im Mobilfunkbereich. Alexandra von Bernstorff betont, dass Luxcara den chinesischen Windradhersteller eingehend von unabhängigen Beratungsunternehmen untersuchen ließ und sich in intensivem Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium befindet.

Prof. Fritz Vahrenholt hat hingegen keine Bedenken, dass chinesische Windkraftanlagen die deutsche Energieversorgung beeinträchtigen könnten. Er argumentiert, dass Windkraft keine geeignete Technik zur gesicherten Stromversorgung darstelle. Dipl.-Ing. Michael Limburg fügt hinzu, dass Windkraftanlagen generell „schlechten Strom liefern“, der nicht mit dem stabilen Strom aus Kraftwerken vergleichbar sei. Zudem sei Elektrizität aus Grundlastkraftwerken günstiger, da die Energiedichte bei Windkraft zu gering sei.

China produziert inzwischen mehr Windkraftanlagen als alle anderen Länder zusammen und hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von 60 Prozent an den weltweit 163 Gigawatt (GW). Europas Anteil lag bei 19 Prozent, die USA erreichten lediglich neun Prozent.

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