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Bundes-Bullion: Warum es keine deutsche Anlagemünze in Gold oder Silber gibt

Der Freistaat Bayern hat Schlagzeilen mit einer eigenen Investmentmünze gemacht – und auch wenn das neue Anlageprodukt streng genommen „nur“ eine Medaille ist, mischen die Bayern den Bullion-Markt auf. Der Vorstoß aus München wirft jedoch eine Frage auf: Warum hat Deutschland hat – anders als viele andere Länder – bislang keine offizielle Anlagemünze aus Gold oder Silber eingeführt? Mehrere wirtschaftliche, politische und historische Faktoren wären als Begründung denkbar – doch die wahren Beweggründe bleiben unklar.

Müssten für eine Gold-Anlagemünze die Goldreserven genutzt werden?

Ein oft diskutierter Punkt ist die Frage, ob zur Prägung einer deutschen Gold-Anlagemünze die Goldreserven der Bundesbank angezapft werden müssten – und welche Konsequenzen das hätte. Tatsächlich wird für die deutschen Gedenkmünzen, die seit 2001 in Gold geprägt werden, auf die deutschen Goldreserven zurückgegriffen. Der Umfang des deutschen Staatsgoldes sinkt von Jahr zu Jahr marginal – und für die Produktion von Bullion-Goldmünzen wäre deutlich mehr Gold nötig.

Doch die Nutzung von Goldreserven hat politische Sensibilität: Deutschlands Goldbestand (über 3.300 Tonnen​, zweitgrößter der Welt) gilt als strategische Reserve und Symbol finanzieller Stabilität. Eine dauerhafte Bullionmünzen-Ausgabe würde bedeuten, kontinuierlich noch mehr nationales Gold in private Hände abzugeben – faktisch also Reserven zu verkaufen. Zwar erhält der Staat den Gegenwert in Geld zurück, doch eine Abnahme der Goldreserven könnte politischen Widerstand hervorrufen oder als Signal mangelnder Währungsstabilität missverstanden werden. Alternativ müsste der Bund Gold am offenen Markt zukaufen, was zunächst erhebliche Mittel bindet – aber möglich wäre. In jedem Fall ist die Frage der Reserve-Verwendung ein Hemmfaktor.

Zusammengefasst: Rein rechtlich müsste eine neue Gold-Anlagemünze nicht zwingend aus den bestehenden Reserven stammen – andere Länder kaufen das Edelmetall für Prägungen hinzu. Doch in Deutschland besteht offenbar wenig Wille, die staatlichen Goldbestände für ein groß angelegtes Bullionmünzen-Programm anzugreifen oder entsprechende Budgets bereitzustellen. Dieses Zögern trägt zum Ausbleiben einer deutschen Gold-Anlagemünze bei​

Fehlen von Silberreserven als Hindernis?

Ähnlich stellt sich die Frage bei Silber. Die Deutsche Bundesbank hält – anders als bei Gold – keine nennenswerten Silberreserven. Historisch spielten Silberbestände im Währungswesen Deutschlands seit Aufgabe des Silberstandards kaum eine Rolle. Somit stünde für eine Silber-Anlagemünze kein staatlicher Vorrat zur Verfügung, und das benötigte Feinsilber müsste vollständig am Markt beschafft werden. Allerdings gilt: Das Fehlen eigener Silberreserven allein dürfte keine unüberwindbare Hürde sein. Viele Länder ohne eigene Silberlager oder -minen geben dennoch erfolgreich Silber-Bullionmünzen heraus, indem sie das Material zukaufen.

In Deutschland käme erschwerend hinzu, dass Silber-Anlagemünzen steuerlich benachteiligt wären – nach EU-Recht ist Anlagegold mehrwertsteuerfrei, Silber hingegen unterliegt der Umsatzsteuer. Eine deutsche Silberunze als offizielles Zahlungsmittel wäre in Deutschland mit 19 Prozent belastet (wie andere Silbermünzen auch), was ihre Attraktivität für Anleger mindern würde. Die Behörden könnten daher argumentieren, dass eine Silber-Anlagemünze im hiesigen Steuersystem wenig Vorteil bietet. Nichtsdestotrotz wird unter Anlegern spekuliert, dass das fehlende staatliche Silber kein ausreichender Grund ist, denn Nachfrage wäre vorhanden. Österreich etwa prägt den Wiener Philharmoniker in Silber trotz ähnlicher Ausgangslage – dieser verkauft sich auch international gut. Im Kern fehlt es also weniger an Silber im Tresor der Bundesbank, sondern eher am politischen Interesse, eine solche Münze ins Leben zu rufen.

Die fünf deutschen Prägestätten – ein strukturelles Problem?

Ein deutlicher Unterschied zwischen Deutschland und anderen Ländern mit Bullionmünzen ist die dezentrale Münzprägung. In Deutschland existieren fünf staatliche Münzprägestätten (Berlin „A“, München „D“, Stuttgart „F“, Karlsruhe „G“ und Hamburg „J“). Diese werden von den Bundesländern betrieben und prägen in staatlichem Auftrag die Umlaufmünzen und Gedenkmünzen. Für eine neue Anlagemünze stellt sich die Frage: Welche Prägestätte würde sie herstellen? Hier könnte Konkurrenz und Koordinationsaufwand die Einführung erschweren. Bisher ist es üblich, dass bei deutschen Gold-Gedenkmünzen jeder der fünf Münzbetriebe einen Teil der Auflage produziert – z.B. die UNESCO-Goldmünzenserie (100-Euro-Stücke) wird vom Finanzministerium auf alle fünf Prägestätten verteilt​. Dieses Quoten-System dient der regionalen Fairness, ist aber organisatorisch komplex. Würde man ebenso bei einer Bullionmünze verfahren, müsste jede Prägestätte parallel große Mengen liefern, was logistisch anspruchsvoll wäre und eine einheitliche Qualitätskontrolle erfordert. Alternativ könnte man eine einzige Prägestätte auswählen, was jedoch die anderen benachteiligen würde und politischen Unmut zwischen den Bundesländern hervorrufen könnte.

Tatsächlich sind deutsche Münzprägestätten bereits indirekt im Bullion-Geschäft aktiv – allerdings nicht im Rahmen einer offiziellen Bundesausgabe. So prägt z.B. das Bayerische Hauptmünzamt München die beliebten “Somalia Elephant” Silber-Anlagemünzen (African Wildlife Series) im Auftrag Somalias​. Ebenso gibt die Staatliche Münze Berlin mit dem „Silber Panda“ eine eigene Silber-Anlageprägung heraus, die allerdings keine echte Währung ist, sondern als Medaille mit jährlichem Motivwechsel vertrieben wird​

Diese Beispiele zeigen: Know-how und Kapazitäten zur Herstellung von Bullionmünzen sind in Deutschland vorhanden – die Mints verdienen bereits an solchen Produkten. Dass dennoch keine deutsche Anlagemünze existiert, liegt offenbar daran, dass die föderale Struktur (fünf eigenständige Münzbetriebe mit wirtschaftlichen Eigeninteressen) eine einfache Umsetzung verhindert. Im Ergebnis bleibt Deutschland „auf der Edelmetall-Landkarte bis heute ein schwarzer Fleck“ – es verfügt nicht über eine eigene Anlagemünze​.

Politische Gründe: Hat die Bundesregierung einfach keinen „Bock“ auf Bullion?

Neben den genannten Faktoren sind die Gründe wohl eher in der politischen Sphäre zu suchen. Einige Beobachter vermuten, dass die Verantwortlichen bewusst davon absehen, offensiv eine Anlagegold- oder -silbermünze zu fördern, um kein falsches Signal zu senden​. Eine staatliche Werbung fürs Goldanlagen könnte interpretiert werden als Vertrauensschwäche in die Papierwährung Euro. Deutschland hat traditionell großen Wert auf Währungsstabilität gelegt – öffentliches Goldhorten wurde eher ungern gesehen. Diese Mentalität mag dazu beitragen, dass ein „Bundes-Krügerrand“ nicht vorangetrieben wird. Ein Finanzblog kommentiert etwa, vermutlich wolle man „keine Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken​

Zudem gibt es bereits reichlich Alternativen und daher offenbar keinen signifikanten Marktbedarf: Obwohl es keine deutsche Bullionmünze gibt, ist der hiesige Markt gut versorgt mit internationalen Produkten. Deutsche Anleger greifen vor allem zu Klassikern wie dem südafrikanischen Krugerrand, dem kanadischen Maple Leaf oder dem Wiener Philharmoniker aus dem Nachbarland Österreich. Deutschland ist einer der größten Absatzmärkte für Anlagemünzen weltweit​ – das Bedürfnis der Anleger wird bereits gedeckt. Ein eigener deutscher Bullion wäre zwar vermutlich ein Bestseller ab dem ersten Tag​, würde aber vor allem bereits existierende Nachfrage nur umlenken (von ausländischen auf inländische Münzen). Der praktische Mehrwert einer deutschen Münze wird von den Entscheidungsträgern womöglich als gering erachtet, zumal die Gewinnmarge bei Bullionmünzen relativ klein ist (nah am Materialwert). Die Prägestätten müssten Milliardenbeträge bewegen, um ein paar Millionen daran zu verdienen – da sind limitierte Sammlerausgaben mit höherem Aufpreis statt Massenware zum Spotpreis​ offenbar die bessere Wahl. Denn dieses Konzept bringt pro Stück mehr Erlös ein, auch wenn die Auflagen kleiner sind.

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Auch die regulatorischen Rahmenbedingungen in der Eurozone und die gesetzgeberischen Voraussetzungen in Deutschland spielen eine Rolle: Als Mitglied der Währungsunion kann Deutschland zwar eigene Euro-Gedenkmünzen prägen, allerdings unterliegt die Ausgabe von Münzen gewissen EU-Vorgaben. Beispielsweise dürfen Euro-Staaten ihre 2-Euro-Gedenkmünzen nur in begrenzter Zahl ausgeben. Für Gold- und Silbermünzen (mit Nennwerten über 2 Euro) gibt es nationale Spielräume, doch jede neue Münzserie bedarf eines Bundesgesetzes oder Verordnung. Die etablierten Programme (z.B. die 100-Euro-Goldserie) sind durch Beschlüsse gedeckt. Eine völlig neue Bullionmünzen-Reihe müsste politisch initiiert und gesetzlich verankert werden – ein Prozess, der ohne eindeutigen Druck eines politischen Akteurs oder ohne einen deutlichen Nutzen für den Staat nicht angestoßen wird.

Hinzu kommt die Vertriebsfrage: Bis 2020 wurden Sammlermünzen über die „Verkaufsstelle für Sammlermünzen“ (VfS) verkauft, seitdem über die Münze Deutschland. Dieser Apparat war aber primär auf begrenzte Sammlerausgaben ausgerichtet. Als 2019 die Online-Bestellung für die 100-Euro-Goldmünze „Dom zu Speyer“ startete, gab es Pannen und Überlastung​. Diese komplexen Strukturen und Vertriebsschwierigkeiten nähren Zweifel, ob man eine unlimitierte Anlagemünze überhaupt effizient an den Mann bringen könnte​. Ohne ein leistungsfähiges Vertriebsnetz (vergleichbar dem international aktiven Händlernetz der US Mint oder Perth Mint) scheut man womöglich den Start.

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Auf der politischen Bühne fehlt ganz konkret ein dringender Anlass. Die Einführung anderer Bullionmünzen war teils motiviert durch politische Entscheidungen oder wirtschaftliche Chancen – z.B. führte China den Panda ein, um heimisches Gold zu vermarkten; Kanada den Maple Leaf als Reaktion auf Sanktionen gegen den Krugerrand. In Deutschland gab es keine vergleichbare Situation. Der Krugerrand-Bann der Apartheid-Ära etwa ließ manchen Markt offen – Österreich nutzte dies 1989 mit dem Philharmoniker​, Deutschland jedoch nicht. Ohne äußeren Druck bleibt das Thema in Berlin eher eine numismatische Kuriosität als politische Priorität.

Frühere Bestrebungen und gescheiterte Initiativen

Trotz des bisher negativen Befundes gab es in der Vergangenheit einzelne Diskussionen und Vorstöße bezüglich einer deutschen Anlagemünze. Bislang gelten die offiziellen deutschen Gedenkmünzen als “Ersatz” für eine Bundes-Bullionmünze: Wie erwähnt, wurden 2001 und 2002 die ersten Sonder-Goldmünzen herausgegeben (die DM-Goldmark und die 100 sowie 200 Euro Münzen zur Einführung des Euro). Diese kann man als einmalige Bullion-Experimente sehen, denn sie hatten hohen Feingoldgehalt und wurden nahe am Materialwert verkauft​. Ihre erfolgreiche Platzierung – beide Ausgaben waren rasch vergriffen – führte seinerzeit zu der Überlegung, ein dauerhaftes Programm aufzulegen. Statt einer echten Bullionserie entschied man sich jedoch für eine jährliche 100-Euro-Goldmünzen-Serie (ab 2003), die bis heute fortgeführt wird. Diese Münzen (1/2 Unze Gold) sind aber streng limitiert (meist 200.000 Stück gesamt) und tragen Sammlermotive, wodurch sie primär für Sammler und nicht als Massenanlage gedacht sind​. Ähnliches gilt für die kleineren 20-Euro-Goldmünzen (1/8 Unze) in Serien wie „Deutscher Wald“ – auch sie sind Liebhaberstücke. Damit hat die Bundesregierung zwar einen Kompromiss gefunden, aber keine tatsächliche Konkurrenz zu Maple Leaf & Co geschaffen​.

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Branchen-Forderungen verhallen ungehört

Dies ist vor allem in Anbetracht der Branchen-Forderungen verwunderlich: Von Zeit zu Zeit regten Edelmetallhändler und Experten an, Deutschland möge eine eigene Bullionmünze einführen. So wurde beispielsweise im Jahr 2020 – im Zuge eines neuen 100-Euro-Goldmotivs – in der Fachpresse und von Händlern Kritik laut, warum es keinen „Bundes-Krügerrand“ gibt​. Ein Handelsblatt-Artikel zitierte Händlerstimmen: Man sei überrascht, dass Deutschland noch keine eigene Anlagemünze habe, denn diese wäre vom ersten Tag an ein Bestseller und würde dem Steuerzahler Gewinn bringen​. Trotz solcher Diskussionen blieb es bei Appellen. Weder das Bundesfinanzministerium noch die Bundesbank haben bislang Pläne verkündet, in dieses Segment einzusteigen.

Dementsprechend sind konkrete parlamentarische Initiativen für eine Bullionmünze in den letzten Jahren nicht sichtbar gewesen. Im Jahr 2000 jedoch gab es den beschriebenen Gesetzentwurf zur DM-Goldmünze​ – dieser war erfolgreich, bezog sich aber auf ein Sonderereignis (die Währungsumstellung). Danach gab es keine vergleichbare Gesetzesvorlage für eine generelle Anlageprodukt-Münze. Ein mögliches Hemmnis: Solche Münzen würden als gesetzliches Zahlungsmittel gelten (mit Euro-Nennwert) und erfordern Zustimmung in Bundesregierung und Bundestag. Ohne öffentlichen Druck oder wirtschaftlichen Notvorteil scheint die Politik das Thema nicht weiter verfolgt zu haben.

Die Abwesenheit einer deutschen Gold- oder Silber-Anlagemünze ist also kein Zufall, sondern Resultat verschiedener Faktoren. Die Vorsicht, staatliche Goldreserven anzutasten, das Fehlen eigener Silbervorräte, die komplizierte föderale Prägestruktur und eine bewusste politische Zurückhaltung spielen zusammen. Dazu kommen praktische Erwägungen über Marktanteile, Steuern und Vertrieb. Obwohl es immer wieder Überlegungen und Wünsche gab – und deutsche Prägestätten im Hintergrund durchaus Bullionmünzen prägen – hat Deutschland bis heute keine offizielle Anlagemünze herausgegeben. Und daran wird sich wohl auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Bis dahin bleibt deutschen Anlegern nur der Griff zu bewährten ausländischen Münzen – oder zu den kleinen goldenen Sammlerausgaben der Münze Deutschland.

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