Wolfspeed verschiebt Bau der Chipfabrik im Saarland auf unbestimmte Zeit
Die geplante Chipfabrik des US-amerikanischen Halbleiterkonzerns Wolfspeed im Saarland wird vorerst nicht gebaut. Diese Entscheidung wurde am Mittwoch von der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bekannt gegeben. Der Konzern verschiebe das Projekt „auf einen unbestimmten Zeitpunkt“, was einen herben Rückschlag für das Bundesland und den angestrebten Strukturwandel darstellt.
Gründe für die Verzögerung
Als Hauptgründe für die Verschiebung nannte Rehlinger den stockenden Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland und Europa sowie die „Produktionssituation“ in den USA. Dies ist ein weiterer Dämpfer für die ohnehin schleppend voranschreitende Transformation hin zu einer nachhaltigen Industrie in Deutschland.
Interesse an der Chipfabrik bleibt bestehen
Obwohl das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, betonte Wolfspeed, dass das Interesse an der Errichtung der Chipfabrik im Saarland weiterhin bestehe. Die Pläne für das Werk, das als „weltweit größte und modernste Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid“ angekündigt wurde, sind somit nicht vollständig ad acta gelegt.
Finanzielle Herausforderungen und Verantwortung
Wolfspeed und der Autozulieferer ZF aus Friedrichshafen hatten ursprünglich geplant, gemeinsam in das Projekt zu investieren. Wolfspeed wollte rund 2,7 Milliarden Euro und ZF 170 Millionen Euro in die Fabrik stecken. Doch die finanziellen Schwierigkeiten beider Unternehmen sowie die hohen Kosten für die Umstellung auf E-Motoren belasten die Pläne massiv.
ZF wies jedoch jegliche Verantwortung für die Verzögerung zurück. Ein Unternehmenssprecher betonte, dass Wolfspeed die Verantwortung für das Projekt trage und ZF immer intensiv und aktiv unterstützt habe. Ob ZF bei einem späteren Investment von Wolfspeed erneut beteiligt sein wird, bleibt unklar.
Politische Reaktionen und staatliche Fördergelder
Auch für die Bundesregierung und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist die Verschiebung ein Rückschlag. Für das Projekt waren rund eine halbe Milliarde Euro staatlicher Förderung vorgesehen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sah sich in seiner ablehnenden Haltung gegenüber staatlicher Unterstützung für Chiphersteller bestätigt. „Wettbewerbssichere Strukturen kann man nicht am politischen Reißbrett planen und mit Subventionen finanzieren“, sagte er der „Wirtschaftswoche“.
Forderungen nach Kaufanreizen und Infrastruktur
Die saarländische Ministerpräsidentin Rehlinger forderte hingegen Kaufanreize für potenzielle Käufer und Käuferinnen von E-Autos sowie den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Diese Maßnahmen seien notwendig, um den Hochlauf der Elektromobilität zu beschleunigen und somit auch Projekte wie die Chipfabrik von Wolfspeed zu ermöglichen.
Wie es nun weitergeht und ob die Chipfabrik im Saarland jemals realisiert wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Verschiebung des Projekts sowohl für die Region als auch für die deutsche Industriepolitik eine erhebliche Herausforderung darstellt.
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