Ungeklärte Todesfälle: BioNTech muss klinische Studie stoppen
Die jüngsten Entwicklungen rund um das deutsche Biotech-Unternehmen BioNTech und seinen chinesischen Partner MediLink werfen ernste Fragen auf. Mehrere ungeklärte Todesfälle in einer klinischen Studie zur Behandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und Brustkrebs haben die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) dazu veranlasst, einen teilweisen Stopp der Rekrutierung neuer Patienten anzuordnen. Nun müssen die näheren Umstände der Todesfälle aufgeklärt werden.
FDA greift ein
Die FDA hat die Phase-I-Studie von BioNTech und MediLink mit einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) teilweise gestoppt, nachdem mehrere Patienten gestorben sind. Dies gab BioNTech am Montagnachmittag in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bekannt. Die FDA habe dem chinesischen Entwicklungspartner ein Stoppzeichen gezeigt und die laufende Studie teilweise gestoppt.
Hintergründe der Studie
Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat wird als Option für eine spätere Behandlung von Patienten mit stark vorbehandeltem fortgeschrittenem oder metastasiertem EGFR-mutiertem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) oder HR+/HER2-negativem Brustkrebs getestet. Nach Angaben von BioNTech verhindert der Zulassungsstopp die Aufnahme neuer Patienten in die Studie in den USA.
Auf der diesjährigen ASCO-Konferenz hatte das noch anders geklungen. Die dort aufgelisteten drei Todesfälle waren niemandem so richtig aufgefallen. Die Zusammenfassung der Studie, die Ende letzten Monats bei der American Society of Clinical Oncology vorgestellt wurde, hatte eher auf ein Sicherheitsprofil mit „angemessener Sicherheit und Verträglichkeit“ abgehoben.
Schwere Nebenwirkungen
Bei der Dosiseskalation sei es bei höherer Konzentration zu Nebenwirkungen des Grades 3 gekommen, die Wirksamkeitsuntersuchungen hätten jedoch bereits eine sehr viel niedrigere Dosis als die geeignete erscheinen lassen. BioNTechs Partner MediLink, der die offene Studie sponsert, sagte, die FDA habe jetzt Bedenken geäußert, dass höhere Dosen von BNT326/YL202 die Patienten einem „unangemessenen und erheblichen Krankheits- oder Verletzungsrisiko“ aussetzen könnten, nachdem die Todesfälle bis zur FDA durchgedrungen waren.
Rekrutierung gestoppt
MediLink hat die Rekrutierung für die Studie unterbrochen, um die klinischen und Sicherheitsdaten zu überprüfen und bei der Aufklärung mitzuwirken, ob die Gabe des Wirkstoffes an diesen schweren Nebenwirkungen bis hin zur Todesfolge ursächlich ist. ADCs sind so konzipiert, dass sie Krebszellen gezielter angreifen als eine systemische Chemotherapie, um Schäden an gesunden Zellen zu vermeiden.
Weitere Entwicklungen
Bei den 52 Teilnehmern der Dosis-Eskalationsstudie berichtete BioNTech über ein dosislimitierendes Toxizitätsereignis des Grades 3 in der höchsten Dosierungsgruppe – eine febrile Neutropenie. Weitere behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse waren Anämie, Übelkeit, Müdigkeit und eine verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen, neutrophiler Zellen, Lymphozyten und Blutplättchen. Von den schweren bis tödlichen Vorfällen war bisher keine Rede gewesen.
Bisher war von „46 auswertbaren Patienten“ über ein komplettes Ansprechen, 16 partielle Ansprechen und 26 Patienten mit stabiler Erkrankung berichtet worden. Der ADC-Kandidat wird von den beiden Partnern MediLink und BioNTech im Rahmen einer im Oktober 2023 angekündigten Forschungskooperation mit einem potentiellen Wert von über 1 Mrd. US-Dollar entwickelt.
BioNTech hatte sich in den vergangenen Monaten mit mehreren Unternehmen zusammengetan, um seine Krebs-Pipeline zu erweitern, und von „mehreren zulassungsrelevanten Studien“ in diesem Jahr gesprochen.
Der Artikel wird laufend mit neu eingehenden Informationen aktualisiert.
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