Stillstand im Elektromobilitätssektor: Bergbauunternehmen in der Krise
Die einst hochgelobte Elektromobilität erlebt einen Dämpfer, der weitreichende Auswirkungen auf die Rohstoffindustrie hat. Wie aus einem Bericht des Wall Street Journal hervorgeht, hat die nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (EVs) dazu geführt, dass weltweit Minen geschlossen werden, da das Angebot an seltenen Erden und anderen für EV-Komponenten essenziellen Mineralien die Nachfrage übersteigt.
Projekte auf Eis gelegt
Die Auswirkungen der Marktturbulenzen sind unübersehbar. So hat Albemarle, ein Betreiber einer 1,3 Milliarden Dollar teuren Anlage in North Carolina, angekündigt, die Ausgaben für das Projekt aufgrund der unsicheren Marktlage aufzuschieben. Dies ist nur ein Beispiel für zahlreiche Operationen und Bauprojekte, die weltweit gestoppt wurden.
Marktanteil von EVs wächst nur langsam
Obwohl der Gesamtmarktanteil von EVs von 3,1% im Januar 2023 auf 3,6% im Dezember 2023 gestiegen ist und der Anteil am US-Fahrzeugbestand im gleichen Zeitraum von 2,8% auf 5,7% gewachsen ist, bleibt die Nachfrage hinter dem Angebot zurück. Dies hat zu einem Überangebot an seltenen Mineralien geführt und die Preise auf dem Markt gedrückt.
Preisverfall bei Rohstoffen
Die Preise für Lithium sind seit Beginn des letzten Jahres um rund 90% gefallen, und die Preise für Nickel haben sich im gleichen Zeitraum halbiert. Ein Beispiel für die Tragweite dieser Entwicklung ist die Einstellung des Betriebs einer Mine auf der französischen Pazifikinsel Neukaledonien, die mehr als 6% des weltweiten Nickelangebots lieferte.
Australiens Bergbauindustrie in Not
Die sinkende Nachfrage nach Mineralien stellt insbesondere für die australische Bergbauindustrie und Wirtschaft eine ernste Bedrohung dar. Die australische Regierung hat Nickel kürzlich als kritisches Mineral eingestuft, um Unternehmen den Zugang zu Regierungszuschüssen zu ermöglichen und so den angeschlagenen Firmen einen Stimulus zu bieten. Mehr als ein Fünftel der australischen Minenversorgung ist von dem Preisverfall betroffen.
China dominiert die Verarbeitung seltener Erden
China kontrolliert rund 87% der weltweiten Verarbeitungskapazität für seltene Erden. Dies hat die USA dazu veranlasst, Projekte außerhalb Chinas zu subventionieren, um den Zugang zu diesen Ressourcen zu sichern. Die Biden-Administration hat Bestimmungen in die EV-Steuerkredite aufgenommen, die vorschreiben, dass ein bestimmter Prozentsatz der Mineralien nicht von einem ausländischen Akteur wie China stammen darf, um förderfähig zu sein.
Kommentar der Redaktion
Die aktuelle Entwicklung im Bereich der Elektromobilität und der damit verbundenen Rohstoffindustrie wirft ein Schlaglicht auf die Fragilität von Märkten, die von politischen Entscheidungen und prognostizierten Trends abhängig sind. Es zeigt sich, dass die euphorischen Erwartungen an eine rasche Umstellung auf Elektrofahrzeuge übereilt waren und die Realität der Verbraucherakzeptanz nicht berücksichtigten. Diese Situation sollte uns als Mahnung dienen, dass eine nachhaltige Wirtschaftspolitik nicht auf unsicheren Prognosen basieren darf, sondern auf einer soliden Grundlage realer Marktbedingungen und Verbraucherbedürfnisse. Die deutsche Politik, insbesondere die der Grünen, sollte sich dieser Realität bewusst sein und die Förderung von Technologien nicht blindlings vorantreiben, sondern stets die tatsächliche Marktentwicklung im Auge behalten.
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