Japans Notenbank überrascht mit Zinserhöhung – Ein Schritt gegen den globalen Trend
Auf den japanischen Inseln ticken die Uhren anders. Während viele große Industrienationen wie die USA kurz davorzustehen scheinen, ihre Leitzinsen zu senken, geht Japan einen anderen Weg. Die Bank of Japan unter der Leitung von Kazuo Ueda hat am 31. Juli den kurzfristigen Leitzins auf 0,25 Prozent angehoben. Diese Entscheidung steht im Kontrast zu Großbritannien, das den Leitzins am 1. August um 0,25 Prozentpunkte auf fünf Prozent senkte.
Bank of Japan halbiert Käufe von Staatsanleihen
Die Entwicklung in Japan kann als Überraschung bezeichnet werden, zumal die Bank of Japan plant, die monatlichen Käufe von Staatsanleihen bis März 2026 auf drei Billionen Yen (rund 18,5 Milliarden Euro) zu halbieren. Diese Maßnahme zeigt, wie unterschiedlich die Geldpolitik in den einzelnen Ländern ist. Allerdings kann sich das Tempo der Reduzierung in Japan ändern, und die Käufe sollen flexibel ablaufen.
Zwei Tage lang tagten die Verantwortlichen, um eine Entscheidung zu treffen, die vielen Sitzungsteilnehmern schwerfiel. Nach der Leitzinserhöhung im März dieses Jahres ist dies der zweite Schritt der Bank of Japan zurück zur Normalität. Der Fachbegriff „quantitative Straffung“ darf bei einer solchen Entwicklung nicht fehlen. Tatsächlich rechnen einige Experten bereits mit einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr.
Dollar legt gegenüber Yen massiv zu
In den vergangenen Monaten ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Der US-Dollar ist in diesem Jahr gegenüber dem japanischen Yen in die Höhe geschossen. Bis Anfang Juli legte er um 14 Prozent zu. Gegenüber der türkischen Lira legte der Greenback in diesem Zeitraum dagegen nur elf Prozent zu. Die Währung Ankaras hat sich in den vergangenen Monaten ihren Ruf als „wachsweiche“ Währung redlich verdient.
Eine schwache Währung begünstigt die Exportindustrie. Sie macht japanische Waren zum Beispiel in den USA oder in Euroland billiger und fördert so die Nachfrage nach diesen Produkten. Gleichzeitig verteuert ein schwacher Yen die Importe. Die Rechnung für das im Preis unveränderte Rohöl steigt für Länder, deren Währung gegenüber dem Dollar fällt, da der Energieträger in Greenback fakturiert wird.
Stabilisierung des Yen durch Leitzinserhöhung
„Als Reaktion auf die Notenbanksitzung stiegen die Renditen zwei- und fünfjähriger Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2009“, schreibt die Deutsche Bank in ihrem „Ausblick am Morgen“. Das Ganze lässt sich auch an der Zinsdifferenz zwischen den zweijährigen US-Renditen und den zweijährigen japanischen Renditen ablesen. Diese ist im Sommer 2022 auf über drei Prozent gestiegen. Das heißt, in den USA gab es für Anleihen dieser Laufzeit drei Prozent mehr als in Japan.
Die Leitzinserhöhung der Bank of Japan stabilisierte den Yen. Auch der Zinsspread zwischen den USA und Japan sank auf derzeit 3,78 Prozent. Die japanische Währung legte gegenüber dem Dollar zu. Das weckt Erinnerungen: 2006/2007 übte Japan schon einmal eine Straffung der Geldpolitik. Die Folge: Der Yen gewann nach einer Talfahrt gegenüber dem Greenback an Wert. Wenige Monate später führte die neue Yen-Stärke zu einem schwachen Nikkei und die Finanzkrise 2008/2009 folgte.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese mutige Entscheidung der Bank of Japan auf die globale Wirtschaft auswirken wird. Doch eines ist sicher: Japan setzt ein deutliches Zeichen für eine eigenständige und mutige Geldpolitik.
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