Europäische Geldpolitik – Die Zinswende steckt fest
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht erneut vor einer großen Herausforderung: Mit billigem Geld soll die Konjunktur gerettet werden, doch die Inflation scheint außer Kontrolle geraten zu sein. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte noch im Jahr 2023 in Aussicht gestellt, dass die Zinsen gesenkt würden, sobald das Inflationsziel von zwei Prozent in Sichtweite ist. Doch die Realität sieht anders aus.
Inflation und Zinsen – Ein Balanceakt
Nachdem die Inflationsrate in der Eurozone von ihrem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober 2022 deutlich gesunken war, verharrt sie Ende 2023 immer noch über drei Prozent. Trotz einer Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent im Juni 2023, die von vielen Experten begrüßt wurde, steckt die EZB nun fest. Die Inflation sinkt nicht weiter, sondern zeigt sogar eine leicht steigende Tendenz und liegt derzeit bei 2,6 Prozent.
Deutschland als Spiegelbild
In Deutschland hält sich die Inflationsrate trotz sinkender Energiepreise bei 2,3 Prozent. Unternehmen in den Dienstleistungsbereichen heben die Preise an, um gestiegene Energiekosten und Lohnkosten zu kompensieren, was die Kerninflationsrate stabil bei 2,9 Prozent hält. Dies zeigt, dass die Inflation nicht mehr nur durch Energiepreise getrieben wird, sondern tief in die Wirtschaft eingreift.
Geldwertstabilität zweitrangig
Die EZB gerät unter Druck, da die Inflation weiterhin außer Kontrolle ist. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) drängte auf rasche Zinssenkungen, um die stagnierende Wirtschaft zu beleben. Doch trotz umfangreicher geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen gelingt nur ein minimales und fragiles Wachstum. Die Wirtschaft droht immer wieder in Rezessionen abzugleiten und die Arbeitsproduktivität stagniert seit Jahrzehnten.
Die Zombiewirtschaft
Die wirtschaftliche Stagnation und die sogenannte Zombiewirtschaft sind das Ergebnis einer asymmetrischen Geldpolitik, die seit den 1980er Jahren betrieben wird. Weniger wettbewerbsfähige Unternehmen wurden durch niedrige Zinsen und Subventionen am Leben gehalten, was zu einer sinkenden Profitabilität und einem Erliegen des Produktivitätswachstums führte. Diese Politik hat die erforderlichen wirtschaftlichen Restrukturierungen verhindert und die Inflation weiter angeheizt.
Die Geister, die ich rief...
Die EZB steht vor dem Dilemma, eine expansive Geldpolitik fortsetzen zu müssen, um die Wirtschaft zu stützen, während sie gleichzeitig mit einer hartnäckigen Inflation kämpft. Die enorme Geldmenge, die in den letzten Jahren in die Märkte gepumpt wurde, kann nur sehr langsam wieder eingesammelt werden. Die Unternehmen schaffen es nicht mehr, ihre Wertschöpfungsprozesse produktiver zu gestalten und wälzen die Kostensteigerungen auf die Verbraucher ab, was die Inflation weiter antreibt.
Das Credo der EZB-Geldpolitik
Mit einer einseitig auf wirtschaftliche Stabilisierung ausgerichteten Geldpolitik hat die EZB die Mittel zur Inflationsbekämpfung weitgehend genommen. Sie setzt darauf, dass sich die Inflation von selbst beruhigt, indem Unternehmen und Bürger Realeinkommensverluste hinnehmen. Doch diese Strategie ist riskant und könnte die wirtschaftliche Stagnation weiter verfestigen.
Die EZB muss sich der Realität stellen und ihre geld- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen überdenken. Nur durch eine Rückkehr zu einer stabilen und nachhaltigen Geldpolitik kann die Inflation langfristig bekämpft und die Wirtschaft wieder auf Kurs gebracht werden.
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