Deutsche Automobilhersteller in China unter Druck: „Es wird gewaltig krachen“
Die deutsche Automobilindustrie steht in China vor gewaltigen Herausforderungen. Lokale Hersteller bieten innovative Elektroautos zu günstigeren Preisen an und setzen damit BMW, VW und Mercedes massiv unter Druck. Hinzu kommen strenge Umweltauflagen und geopolitische Spannungen, die die Geschäftsbedingungen weiter erschweren. Die Folge: Sinkende Absatz- und Gewinnzahlen für die deutschen Premiumhersteller.
Lokale Konkurrenz und verpasste Trends
Ein wesentlicher Faktor für die Schwierigkeiten deutscher Autobauer in China ist die starke Konkurrenz durch lokale Hersteller. Diese haben in den letzten Jahren erheblich aufgeholt und bieten Fahrzeuge an, die in puncto Design und Technologie auf Augenhöhe mit den deutschen Modellen sind. Besonders im Bereich der Elektromobilität haben die chinesischen Unternehmen einen Vorsprung.
Achim Kampker, Autoexperte der RWTH Aachen, kritisiert, dass deutsche Hersteller zwei wichtige Trends verschlafen hätten: die Batteriefertigung und die Softwareentwicklung. „Die deutschen Autobauer haben sich zu lange auf ihren Erfolgen ausgeruht“, so Kampker. „Hohe Lohn- und Produktionskosten sowie eine vernachlässigte Weiterentwicklung rächen sich jetzt.“
Drastische Maßnahmen notwendig
Um die Krise zu überwinden, seien drastische Maßnahmen notwendig, warnt Kampker. „Hohe Löhne zahlen und alle Arbeitsplätze erhalten, wird nicht funktionieren. Es wird richtig krachen.“ Er erwartet einen großen Stellenabbau bei Zulieferern, da entscheidende Komponenten für Elektroautos nicht mehr in Europa produziert werden.
Besonders Mercedes-Benz hat im dritten Quartal einen starken Rückgang von Gewinn und Marge verzeichnet. Der Nettogewinn sank um fast 54 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro, die Umsatzrendite im Pkw-Geschäft fiel von 12,4 auf 4,7 Prozent. In China, dem wichtigsten Markt für Mercedes, betrug der Rückgang 13 Prozent. Bei den Elektroautos brach der Absatz sogar um 31 Prozent ein.
Keine Schwarz-Weiß-Malerei
Achim Kampker warnt vor einer Schwarz-Weiß-Malerei angesichts des Abschwungs deutscher Hersteller. „Die deutsche Industrie wird richtig durchgeschüttelt, ich glaube jedoch nicht an ihren Untergang.“ Es sei an der Zeit, dass jeder seinen Beitrag leistet und die Bereitschaft zeigt, Leistung zu erbringen.
Er betont, dass Diskussionen über eine Vier-Tage-Woche fehl am Platz seien, während in anderen Ländern sechs Tage gearbeitet wird. „Das ist ein weltweiter Wettbewerb, bei dem uns andere nicht mehr kopieren, sondern in vielen Bereichen voraus sind.“
Handelskrieg keine Lösung
Kampker sieht zwei Aspekte, die dazu beitragen könnten, den deutschen Automobilstandort zu stärken. Zum einen müsse der Kampf gegen die Verbreitung von E-Autos aufhören. „Schlussendlich wird der globale Markt entscheiden.“ Zum anderen fordert er eine Entspannung der wirtschaftspolitischen Lage zu China. Kritik übt er dabei auch an der EU: „Ein Handelskrieg hat noch nie dazu geführt, dass es besser wird.“
Kampker glaubt, dass die Talfahrt der deutschen Autoindustrie länger andauern wird. „Das ist eher ein reinigender Winter als ein reinigendes Gewitter. Wir sollten uns für Jahre warm anziehen.“
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