China plant Unabhängigkeit vom Dollar durch digitale Währungen
Während Russland mit der BRICS-Bridge eine digitale Abrechnungsplattform propagiert, setzt China mit M-Bridge neue Maßstäbe im internationalen Zahlungsverkehr und will damit den US-Dollar umgehen. Die Plattform könnte traditionelle Zahlungssysteme wie SWIFT ablösen und den Weg für die digitale Transformation des globalen Finanzwesens ebnen.
China, Dollar und der BRICS-Gipfel in Kasan: Fokus auf digitale Finanzkooperation
Dieser Tage findet im russischen Kasan das Gipfeltreffen der BRICS-Staaten statt. Am zweiten Tag trafen sich die Staatschefs zu einer Sitzung hinter verschlossenen Türen, geleitet von Russlands Präsident Wladimir Putin. Im Fokus stand auf Vorschlag Russlands die intensivere finanzielle Zusammenarbeit. Nachdem beim letzten Treffen in Südafrika die Diskussion um eine gemeinsame Währung dominierte, liegt der Schwerpunkt dieses Mal auf der Entwicklung einer digitalen Plattform für internationale Zahlungen: der sogenannten BRICS-Bridge.
Das russische Finanzministerium hatte in Zusammenarbeit mit der Beratungsagentur Yakov & Partners, ehemals McKinsey, das Konzept für diese Plattform dem Internationalen Währungsfonds vorgestellt. Der Name „BRICS-Bridge“ erinnert an eine andere digitale Zahlungsplattform, die unter chinesischer Führung bereits entwickelt wird: M-Bridge.
M-Bridge: Wie China den globalen Zahlungsverkehr neu definiert
Unter der Leitung der chinesischen Zentralbank arbeiten die Zentralbanken von Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong zusammen mit der Bank for International Settlements (BIS) an der Entwicklung von M-Bridge. Diese Plattform nutzt Blockchain-Technologie, um grenzüberschreitende Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln, und verfolgt das Ziel, traditionelle Zahlungssysteme wie SWIFT zu umgehen, um Kosten und Transaktionszeiten zu reduzieren. Und um die Dollar-Dominanz zu brechen.
Dabei ist es Chinas langfristiges Ziel, den Yuan im internationalen Finanzsystem stärker zu etablieren. Eine Plattform wie M-Bridge könnte dabei helfen, die Rolle des Yuan in globalen Transaktionen auszubauen und so Chinas Einfluss auf dem Finanzmarkt zu stärken.
Seit Juni dieses Jahres hat M-Bridge den Minimum Viable Product (MVP)-Status erreicht. Das bedeutet, dass das System nun in einer frühen Produktionsphase steht und mit minimaler Funktionsweise unter realen Bedingungen getestet wird. Dieser Testlauf dient dazu, Fehler zu identifizieren und Verbesserungen vorzunehmen, bevor die Plattform für weitere Länder geöffnet wird.
Digitale Währungen als Hürde für M-Bridge und Co.
Ein wesentliches Problem bei der Integration weiterer Länder in M-Bridge ist, dass sie über eine digitale Version ihrer Währung, also eine Central Bank Digital Currency (CBDC), verfügen müssen. Die technische Kompatibilität stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da jedes Land unterschiedliche Standards und Technologien für seine CBDC entwickelt.
Einige Beispiele verdeutlichen diese Komplexität: In Indien basiert die E-Rupie auf dem landesweit verbreiteten Unified Payments Interface (UPI), das sofortige Zahlungen zwischen Bankkonten ermöglicht. Der E-Yuan in China verwendet hingegen eine zentralisierte Blockchain. China hofft, mit dem E-Yuan die Dominanz von WeChat Pay und Alipay zu verringern und Zahlungen bis auf die Endkundenebene besser kontrollieren zu können. Der E-Euro schließlich muss die vielfältigen Bedürfnisse der Mitgliedstaaten der Europäischen Union berücksichtigen, was zusätzliche Komplexität schafft.
BRICS-Bridge: Russlands Hoffnung auf neue Finanzwege
Für die BRICS-Bridge-Plattform gelten ähnliche Schwierigkeiten. Russland, das durch Sanktionen weitgehend vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten ist, erhofft sich durch die BRICS-Bridge wieder Zugang zu den globalen Finanzströmen. Indien und China hingegen konkurrieren um die Führungsrolle nicht nur innerhalb der BRICS, und China hat wenig Interesse daran, Russland wirtschaftlich zu stärken. Die kleineren BRICS- und BRICS+-Staaten sehen in der Plattform eher eine Chance, ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren.
Die Heterogenität der Interessen innerhalb der BRICS-Gruppe erschwert jedoch eine rasche Umsetzung. Während China und Indien ihre eigenen Projekte, wie die M-Bridge, vorantreiben, fehlen den anderen BRICS-Staaten die finanziellen Mittel und die Infrastruktur, um die erforderlichen Investitionen für eine solche Plattform zu leisten. Zudem müsste jedes Land eine kompatible digitale Währung bereitstellen.
Selbst wenn sich die BRICS-Staaten einig wären, würde die Entwicklung der BRICS-Bridge viel Zeit in Anspruch nehmen. Das Beispiel der M-Bridge zeigt, dass es eher eine Dekade dauern kann, bis ein solches System voll funktionsfähig ist – deutlich länger, als Russland aufgrund seiner aktuellen wirtschaftlichen Lage zur Verfügung hat. Der Dollar dürfte also schon deshalb absehbar dominant bleiben.
Die Zukunft der BRICS-Bridge: Die unvollendete BRICS-Währung
China und Indien werden voraussichtlich ihre eigenen Projekte, wie die M-Bridge, priorisieren. Russland hingegen wird seine Ressourcen auf die Minderung der Sanktionen konzentrieren müssen. Die kleineren BRICS-Staaten könnten weiterhin versuchen, von der Diversifizierung ihrer Handelsbeziehungen zu profitieren, aber ohne eine gemeinsame Vision und die notwendige Infrastruktur wird es schwierig sein, die BRICS-Bridge erfolgreich umzusetzen.
Die Herausforderungen bei der Entwicklung der BRICS-Bridge erinnern an ein weiteres zentrales Projekt der BRICS-Staaten: die Einführung einer gemeinsamen Währung. Obwohl diese Idee seit der Gründung der BRICS-Gruppe vor über zehn Jahren auf der Agenda steht, sind keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden. Zum BRICS-Gipfel werden die Teilnehmer gebeten, US-Dollar und Euro in Bar mitzunehmen, ein Eingeständnis, wie wenig Fortschritte in Sachen Unabhängigkeit vom Westen erzielt wurden.
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