Autoindustrie mit hohen Verlusten bei E-Autos – Ford trifft es am härtesten
Die Automobilindustrie steht vor einer selbstgewählten Herausforderung: Der rasche Wechsel vom Verbrennungsmotor zur Batterie-Elektromobilität als zukünftige Antriebsart zeigt seine Folgen. Besonders der US-Autoriese Ford spürt die finanziellen Einbußen in seiner Bilanz deutlich.
Verluste in der Elektroauto-Sparte
Die gesamte Branche schreibt derzeit in der Sparte Batterie-Elektroautos hohe Verluste. Während einige Hersteller die Elektroverluste durch ihre traditionellen Verbrenner-Modelle kompensieren können, trifft es andere härter. Zu den besonders betroffenen Unternehmen zählt Ford, das im zweiten Quartal erneut Milliardenverluste in der Elektrosparte melden musste. Die Aktie des Unternehmens fiel um 18 Prozent, der größte Tagesverlust seit 2008.
Rückzug aus dem europäischen Markt
Die finanziellen Schwierigkeiten zwingen Ford zu drastischen Maßnahmen. Erst vor wenigen Wochen kündigte Ford-Deutschland die Schließung des Werks in Saarlouis im Herbst 2023 an, gefolgt von weiteren Entlassungen im Frühjahr 2024. Auch Ford-Köln plant drastische Einsparungen und Entlassungen zur Kostensenkung.
Von dem ursprünglichen Plan, ab 2030 nur noch Elektroautos in Deutschland zu produzieren, ist inzwischen keine Rede mehr. Stattdessen will sich Ford auf kleinere und erschwinglichere BEV-Modelle konzentrieren und möglicherweise länger als geplant Autos mit Verbrennungsantrieben in Europa verkaufen.
Bilanz des zweiten Quartals
Ford meldete einen Rückgang des Nettogewinns auf 1,8 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal, während der Konzernumsatz von 45 auf 47,8 Milliarden Dollar stieg. Der bereinigte Gesamtertrag vor Zinsen und Steuern sank jedoch deutlich auf 2,8 Milliarden Dollar, was Ford mit gestiegenen Garantierückstellungen begründete.
Die Elektrosparte Model e verzeichnete im zweiten Quartal einen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr rechnet Ford mit einem Verlust von 5,0 bis 5,5 Milliarden Dollar in diesem Bereich. Im Gegensatz dazu brachte das traditionelle Verbrennergeschäft Ford Blue 1,17 Milliarden Dollar ein. Die Verkäufe von Hybridfahrzeugen stiegen um 34 Prozent und machten im zweiten Quartal fast neun Prozent des weltweiten Ford-Absatzes aus.
Strategische Neuausrichtung
CEO Jim Farley betonte, dass die Verluste Ford gezwungen hätten, sich als Unternehmen besser aufzustellen. Der schleichende Rückzug aus Europa wird vom Mutterkonzern als wesentliche Maßnahme zur Verbesserung der Unternehmensposition gesehen. Farley sagte: „Das wird sich auf lange Sicht auszahlen.“
Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie
Auch andere große Automobilhersteller wie Volkswagen kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die von VW-Chef Oliver Blume vorgelegten Geschäftszahlen für das zweite Quartal zeigen ebenfalls Verluste. Das operative Ergebnis fiel um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro, während die Absatzzahlen sanken. Der VW-Vorstand hat beschlossen, die Kapazitäten in Deutschland um 25 Prozent zu reduzieren, was zu weiteren Einsparungen und Entlassungen führen wird.
Die aktuelle strategische Ausrichtung der VW-Führung folgt der Philosophie der amerikanischen Management-Schools und ist streng defensiv auf Kostensenkung ausgerichtet. CEO Oliver Blume erklärte: „Es geht um Kosten, Kosten, Kosten. Besonders bei der Kernmarke Volkswagen, aber in allen unseren Marken.“
Diese Entwicklungen werfen ein düsteres Licht auf die Zukunft der deutschen Automobilindustrie, die einst als Leuchtturm der Innovation und Technologie galt. Die traditionellen Werte und die wirtschaftliche Stärke der Branche stehen auf dem Spiel, während die Unternehmen versuchen, sich den neuen Herausforderungen anzupassen.
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