ThyssenKrupp: Grüner Stahl und die Krise der deutschen Stahlindustrie
Die deutsche Stahlindustrie, einst ein Symbol für wirtschaftliche Stärke und industrielle Macht, steht vor einem Kollaps. Besonders betroffen ist die traditionsreiche Stahlsparte von ThyssenKrupp, die seit Jahren rote Zahlen schreibt. Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Krise sich weiter verschärfen könnte, und die Wurzeln dieses Desasters liegen in den grünen Träumen der Energiewende und des sogenannten grünen Stahls.
Interne Konflikte und Managementversagen
Der Streit zwischen der Führung des Mutterkonzerns ThyssenKrupp und der Stahlsparte ThyssenKrupp Steel Europe (TKSE) eskalierte kürzlich. Der Vorstandsvorsitzende des Mischkonzerns, Miguel Lopez, drängt auf eine drastische Reduktion der Produktionskapazitäten, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Die Stahlsparte, die im letzten Jahr einen Verlust von 314 Millionen Euro verzeichnete, musste im dritten Quartal 2023 einen weiteren Verlust von 54 Millionen Euro hinnehmen.
Die angestrebte Umstrukturierung der Stahlsparte ging dem Vorstandschef jedoch nicht schnell genug. Mitte August griff Lopez den Chef der Stahltochter, Bernhard Osburg, öffentlich an und warf ihm „Schönfärberei“ vor. Die Lage eskalierte endgültig, als nahezu die gesamte Führung der TKSE zurücktrat, darunter auch der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel. Dies gibt der Konzernführung nun freie Hand bei der Ausgliederung der Stahlsparte, was voraussichtlich mit einem erheblichen Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen wird. Der Betriebsrat der TKSE erwartet, dass bis zu 10.000 Stellen abgebaut werden könnten.
Schwindende Nachfrage und steigende Energiepreise
Die Krise der Stahlproduktion wird durch mehrere Faktoren verschärft. Die Nachfrage nach Stahl sinkt, insbesondere in der Autoindustrie, die ihre Produktion seit 2011 um etwa 30 Prozent reduziert hat. Gleichzeitig steigen die Energiepreise aufgrund der kostenintensiven Energiewende, was in einer energieintensiven Branche wie der Stahlproduktion verheerend ist.
ThyssenKrupp hat versucht, durch die Produktion von grünem Stahl gegenzusteuern. Mithilfe finanzieller Unterstützung des Staates wurde ein Hochofen umgebaut, um klimaneutral betrieben werden zu können. Doch die Nachfrage nach grünem Stahl bleibt gering. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck legte Ende Mai ein Konzept vor, um grüne Grundstoffe, insbesondere Stahl, künstlich auf dem Markt zu fördern. Eine Quotenregelung und bevorzugte Vergabe öffentlicher Aufträge an Unternehmen, die grüne Grundstoffe nutzen, sollen helfen, die Nachfrage zu steigern.
Die Realität der Energiewende
Es zeigt sich jedoch, dass die Energiewende die herkömmliche Stahlproduktion teuer und unattraktiv macht, während die grüne Stahlproduktion sowohl auf Angebots- als auch Nachfrageseite durch den Staat am Leben erhalten werden muss. Die langfristige Tragfähigkeit dieses Modells ist fraglich, und es besteht die Gefahr, dass die Stahlproduktion in Deutschland vollends kollabiert, sobald staatliche Subventionen ausbleiben.
Die Krise bei ThyssenKrupp ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die grünen Träume von Energiewende und grünem Stahl in der Realität auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen. Die deutsche Industrie, einst ein globaler Vorreiter, steht vor einer ungewissen Zukunft, und die Hauptverantwortung dafür tragen die politischen Entscheidungen und das Management, das diesen Kurs jahrelang mitgetragen hat.
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