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04.11.2024
11:19 Uhr

Steigende Arbeitslosenzahlen: Droht eine Trendwende am Arbeitsmarkt?

Steigende Arbeitslosenzahlen: Droht eine Trendwende am Arbeitsmarkt?

Die wirtschaftliche Lage in Europa, insbesondere in Deutschland, zeigt seit geraumer Zeit eine schwache Performance. Trotz dieser wirtschaftlichen Herausforderungen halten viele Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest. Die derzeit ungewöhnlich niedrige Arbeitslosenrate könnte jedoch bald der Vergangenheit angehören.

Schwache Konjunktur und ihre Auswirkungen

Seit Herbst 2022 schwächelt die Wirtschaft in der Eurozone, und die Wachstumsraten liegen knapp über null Prozent. Dies bedeutet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit zwei Jahren kaum gestiegen ist. Normalerweise würde man in solchen konjunkturschwachen Zeiten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erwarten. Doch derzeit bleibt die Arbeitslosenrate auf einem historischen Tiefstand. Dies könnte sich jedoch bald ändern.

Arbeitskräftehortung in der Hoffnung auf bessere Zeiten

Viele Unternehmen halten ihre Belegschaft in der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung. Diese Praxis, auch als "Arbeitskräftehortung" bekannt, scheint eine Reaktion auf die Knappheit an verfügbaren Arbeitskräften und die Erwartung zukünftiger Aufträge zu sein. Laut der niederländischen Großbank ING ist die Arbeitslosenrate auf ein Rekordtief von 6,4 Prozent gefallen, während die Zahl der Erwerbstätigen knapp fünf Prozent über dem Stand von 2019 liegt.

Produktivitätsrückgang und Arbeitszeitverkürzung

Experten erklären diesen ungewöhnlichen Trend mit zwei Entwicklungen seit der Pandemie: Zum einen arbeiten die Beschäftigten tendenziell weniger Stunden als zuvor, zum anderen ist ihre Produktivität gesunken. Beide Faktoren haben dazu geführt, dass Unternehmen mehr Arbeitskräfte benötigen, um die geringere Arbeitszeit und Produktivität zu kompensieren.

Gefahr durch sinkende Gewinne

Die Unternehmen konnten sich das Horten von Arbeitskräften bisher leisten, da sie durch die hohe Inflation in der Lage waren, ihre Preise zu erhöhen und somit höhere Gewinne zu erzielen. Doch dieser "Luxus" könnte bald enden, da die Inflation gesunken ist und die Preissetzungsmacht der Unternehmen abnimmt. Laut ING ist das Wachstum der operativen Gewinne von zehn Prozent Anfang 2023 auf unter ein Prozent gefallen.

Prognosen und mögliche Entwicklungen

Die Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der Arbeitslosenrate gehen auseinander. Während einige Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten, dass das Euro-BIP in den nächsten Jahren etwas stärker zulegt und die Arbeitslosenrate bis 2026 auf 6,1 Prozent sinken könnte, sehen andere Experten das Horten von Arbeitskräften als zu teuer an. Angesichts des schwachen Gewinnwachstums und der Forderungen nach Lohnerhöhungen könnten Unternehmen gezwungen sein, Arbeitsplätze abzubauen oder Lohnsteigerungen zu begrenzen.

Staatliche Sparsamkeit und internationale Konkurrenz

Eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen scheint wahrscheinlich. Die Lohnsteigerungen dürften durch den Trend zur staatlichen Sparsamkeit und die Notwendigkeit, die Schuldenregeln der Eurozone einzuhalten, begrenzt werden. Zudem wird der Aufstieg Chinas als industrieller Konkurrent und die Debatte um die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone in die Kalkulationen sowohl von Unternehmen als auch von Gewerkschaften einfließen.

Als Ergebnis könnte das Lohnwachstum deutlich nachlassen, und die Zeit der rekordniedrigen Arbeitslosigkeit könnte bald enden. Die geplanten Kürzungen von Sozialausgaben in vielen Euro-Ländern müssen vor diesem Hintergrund gesehen werden.

Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt bleiben also spannend und könnten weitreichende Auswirkungen auf die deutsche und europäische Wirtschaft haben.

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