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24.10.2024
14:23 Uhr

Schweizer Finanzplatz in Gefahr: Der drohende Verlust des Spitzenplatzes

Schweizer Finanzplatz in Gefahr: Der drohende Verlust des Spitzenplatzes

Der Finanzplatz Schweiz steht vor einer ungewissen Zukunft. Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte deutet darauf hin, dass die Schweiz ihren langjährigen Spitzenplatz in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung bald verlieren könnte. Trotz der führenden Position, die das Land bisher innehatte, sind die Herausforderungen enorm, und der Abstand zu Konkurrenten wie Großbritannien schrumpft rapide.

Die Bedrohung durch die Konkurrenz

Die Schweiz verwaltet nach wie vor die meisten Offshore-Gelder weltweit, doch der Vorsprung schmilzt. Im vergangenen Jahr betrugen die offshore verwalteten Vermögen in der Schweiz 2174 Milliarden Dollar, während Großbritannien nur acht Milliarden Dollar weniger verwaltete. Deloitte warnt, dass ohne aktive Maßnahmen von Banken, Vermögensverwaltern, Regulatoren und der Nationalbank der Verlust des Spitzenplatzes unvermeidlich sei.

Die Ursachen des drohenden Abstiegs

Die Gründe für den möglichen Verlust der führenden Position sind vielfältig. Die Krise der Credit Suisse (CS) und deren Notübernahme durch die UBS im März 2023 hat das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz erheblich erschüttert. Der Abfluss von Kundengeldern in dreistelliger Milliardenhöhe und der Imageschaden sind beträchtlich.

Hinzu kommt, dass das einstige Image der Schweiz als neutraler Finanzplatz durch die Übernahme internationaler Sanktionen, insbesondere gegen Russland, gelitten hat. Dies könnte Kunden aus bestimmten Ländern dazu veranlassen, ihr Vermögen in andere Finanzplätze zu verlagern.

Ein weiterer Faktor ist die ungleiche Behandlung im internationalen Finanzsystem. Während die Schweiz gezwungen war, das Bankgeheimnis für internationale Kunden aufzugeben, profitieren Länder wie die USA von einer weniger strengen Regulierung. Diese ungleichen Bedingungen erschweren es der Schweiz, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Pragmatismus als Lösungsansatz

Deloitte empfiehlt den Schweizer Behörden, pragmatisch zu agieren, um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes zu bewahren. Der Bundesrat plant, im ersten Quartal 2025 als Reaktion auf die CS-Krise strengere Regeln für den Bankenplatz vorzuschlagen. Deloitte warnt jedoch davor, die Vermögensverwaltungsbranche mit neuen Vorschriften zu überlasten.

Stagnation des Offshore-Geschäfts

Das Geschäft mit Offshore-Vermögen steht nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit unter Druck. Die grenzüberschreitend verwalteten Vermögen haben in den letzten zehn Jahren bei etwa 10.000 Milliarden Dollar stagniert, während die gesamten finanziellen Vermögenswerte deutlich zugenommen haben. Strengere Regeln und bessere lokale Angebote für Vermögensverwaltung tragen zu dieser Stagnation bei.

Andreas Venditti, Bankenanalyst bei Vontobel, sieht die Situation gelassener. Er betont, dass seit Jahren davor gewarnt werde, dass die Schweiz ihren Spitzenplatz verlieren könnte. Wenn es jetzt tatsächlich so weit sein sollte, sei die eigentliche Überraschung, dass es so lange gedauert habe.

Fazit

Die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Fähigkeit, pragmatisch auf Herausforderungen zu reagieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Schweiz ihren Spitzenplatz in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung verteidigen kann oder ob sie von Konkurrenten wie Großbritannien, Hongkong oder Singapur überholt wird.

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