Scholz: Deutsche Einheit fortgeschritten, aber nicht perfekt
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer sieht Bundeskanzler Olaf Scholz die Deutsche Einheit als weit fortgeschritten, jedoch noch nicht perfekt an. Beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin betonte der SPD-Politiker, dass die Einheit trotz erheblicher Fortschritte weiterhin unvollendet sei.
Herausforderungen und Erfolge
Scholz hob hervor, dass kein anderes Land der Welt vor einer vergleichbaren Herausforderung gestanden habe. Zwei über vier Jahrzehnte hinweg geteilte und völlig unterschiedlich organisierte Teilgesellschaften wirtschaftlich, politisch, kulturell und mental zu vereinen, sei eine Mammutaufgabe gewesen. „Das begründet einen angemessenen Stolz auf das, was wir seither gemeinsam in Deutschland geschafft haben“, sagte Scholz.
Unterschiede als Stärke
Der Bundeskanzler wies darauf hin, dass die noch bestehenden Unterschiede zwischen Ost und West nicht als Makel betrachtet werden sollten. Die Vorstellung, die Deutsche Einheit sei erst vollendet, wenn der Osten den Westen exakt gleiche, sei nicht hilfreich. „Unsere innere Vielfalt ist kein Defizit – sie ist eine besondere Stärke unseres Landes,“ fügte Scholz hinzu. Der 3. Oktober sei eine gute Gelegenheit, sich an das „große Glück“ der deutschen Einheit zu erinnern.
Schwesig zeigt Verständnis für Frust Ostdeutscher
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zeigte Verständnis für den Frust vieler Ostdeutscher. Sie erinnerte daran, wie ihr Vater nach der Wiedervereinigung arbeitslos wurde und sein Betrieb geschlossen wurde. „Es war schwer – für die ganze Familie. Und manchmal ist es das immer noch,“ sagte Schwesig.
Unterschiede ernst nehmen
Schwesig betonte, dass die Unterschiede zwischen Ost und West oft ignoriert wurden und dass man diese ernst nehmen und auf Augenhöhe miteinander reden müsse. Der Osten solle öfter für seine Expertise wahrgenommen werden und nicht nur bei Problemen in den Fokus geraten. „Der Osten kann mit seinen Erfahrungen und Lösungen ganz Deutschland bereichern,“ sagte die Ministerpräsidentin.
Fazit
Die Deutsche Einheit ist ein fortlaufender Prozess, der trotz großer Fortschritte noch nicht vollendet ist. Die Anerkennung der Unterschiede und die Betonung der gemeinsamen Stärken sind entscheidend für den weiteren Zusammenhalt des Landes. Während Kanzler Scholz auf die Erfolge hinweist, mahnt Schwesig zur Sensibilität gegenüber den Erfahrungen und Sorgen der Ostdeutschen. Der Tag der Deutschen Einheit bleibt somit ein wichtiger Anlass, um sowohl die Erfolge als auch die Herausforderungen der Wiedervereinigung zu reflektieren.
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