Russland sichert sich strategischen Zugang zu Marinehafen in Westafrika
Russland hat durch ein bilaterales Kooperationsabkommen mit dem Inselstaat São Tomé und Príncipe Zugang zu einem strategisch wichtigen Marinehafen im westafrikanischen Atlantik erhalten. Diese Entwicklung sorgt insbesondere bei Portugal, der ehemaligen Kolonialmacht, für Unruhe. Doch stellt sich die Frage, ob die Regierung des Inselstaates tatsächlich prorussisch ist.
Militärische Kooperation und strategische Interessen
Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde kürzlich von einer Regierungskommission in Moskau genehmigt. Die Ratifizierung des Abkommens wird es russischen Schiffen ermöglichen, im Golf von Guinea vor Anker zu gehen, um dort aufzutanken und sich zu verproviantieren. Das im April in St. Petersburg unterzeichnete Abkommen umfasst zudem den Austausch von Hilfe bei der Marineausbildung, Zusammenarbeit bei der Bereitstellung technischer Unterstützung, Bekämpfung von Piraterie und Terrorismus sowie logistische Unterstützung. Auch gemeinsame Marineübungen und andere Aktivitäten zwischen den Streitkräften beider Länder sind geplant.
Bedenken und Reaktionen aus Europa
Das Militärabkommen hat Bedenken ausgelöst, wie The Africa Report berichtet. Portugal äußerte „Überraschung, Besorgnis und Ratlosigkeit“ über das Abkommen. Diese Übereinkunft wurde lange geheim gehalten. Premierminister Trovoada von São Tomé und Príncipe betonte jedoch, dass sein Land viel mehr militärische Verpflichtungen gegenüber den USA und der NATO habe. Er wies Bedenken zurück, dass Russland mit dem Land bei der Spionage zusammenarbeiten würde und betonte, dass auf dem Gebiet der Geheimdienste jeder mit jedem zusammenarbeite, je nach Bedrohungslage.
Umwelt- und Sicherheitsaspekte
Premierminister Trovoada erklärte weiter, dass es bei dem Abkommen um militärische Ausbildung und die Entsorgung alter, aus Sowjetzeiten stammender Sprengstofflager gehe. Diese Minenbestände stellen ein erhebliches Umwelt- und Sicherheitsproblem dar. Er verwies auf die Explosion in Beirut im Jahr 2020, bei der 218 Menschen getötet und mehr als 6.000 verletzt wurden. São Tomé und Príncipe will sicherstellen, dass es nicht zu einem ähnlichen Vorfall kommt und bittet Russland um Unterstützung durch Spezialisten.
Wirtschaftliche Perspektiven
São Tomé und Príncipe liegt unweit reicher Offshore-Lagerstätten, die von den Nachbarländern Äquatorialguinea, Kamerun und Nigeria seit Jahrzehnten ausgebeutet werden. In den eigenen Gewässern wurden allerdings noch keine Vorkommen entdeckt. Russische Experten könnten dem Land helfen, kommerziell nutzbare Vorkommen zu finden. Selbst wenn dies nicht gelingt, könnte São Tomé und Príncipe in Erwägung ziehen, verbilligtes russisches Öl und Gas zu kaufen, was den Druck auf die öffentlichen Ausgaben des verarmten Landes mindern könnte.
Russlands zunehmende Präsenz in Westafrika
In den letzten Jahren hat Moskau seine diplomatischen und Handelsbeziehungen in Westafrika systematisch ausgebaut, insbesondere zu Burkina Faso, Mali und Niger. Auch Nigeria denkt darüber nach, sich den BRICS-Staaten anzuschließen. Kamerun hat sich bereits offiziell um eine Mitgliedschaft bei den BRICS beworben. Diese Entwicklungen zeigen, dass Russland seine geopolitischen Interessen in der Region weiter intensiviert.
Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und São Tomé und Príncipe könnte weitreichende Konsequenzen für die geopolitische Landschaft Westafrikas haben. Es bleibt abzuwarten, wie Europa darauf reagieren wird und ob es seine Position überdenkt, wie Premierminister Trovoada es vorschlägt.
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