Porsche greift ein: Rettungsplan für Varta nimmt Gestalt an
Der renommierte Batteriehersteller Varta steht vor einer entscheidenden Phase seiner finanziellen Sanierung. In einer jüngsten Entwicklung haben Porsche und weitere Investoren einem umfassenden Rettungsplan zugestimmt, der auch einen Schuldenschnitt beinhaltet. Diese Maßnahmen sollen Varta aus der finanziellen Schieflage herausführen und das Unternehmen wieder auf Kurs bringen.
Ein starkes Bündnis: Porsche und Michael Tojner
Wie Varta am Montag bekannt gab, wurden die Verträge mit den Kreditgebern, Schuldscheingläubigern sowie den zukünftigen Großaktionären, dem österreichischen Investor Michael Tojner und dem Automobilhersteller Porsche, unterzeichnet. Die Verhandlungen, die seit Juli andauerten, waren von zahlreichen Unstimmigkeiten geprägt. Doch nun scheint eine Einigung erzielt worden zu sein: Tojner und Porsche stellen gemeinsam 60 Millionen Euro an Eigenkapital zur Verfügung.
Verteilung der Anteile
Porsche übernimmt 50 Prozent der Anteile an der Varta AG und plant eine Mehrheitsbeteiligung von etwa 70 Prozent an der Tochtergesellschaft V4Drive Battery. Diese Tochterfirma produziert Batterien, die Porsche für seine Hybrid-Sportwagen benötigt. Diese Details wurden im Zuge der Anmeldung der Transaktion bei der österreichischen Wettbewerbsbehörde bekannt.
Finanzielle Überbrückung und Sanierungsplan
Bis zur endgültigen Umsetzung des Sanierungsplans, der im Rahmen des StaRUG-Verfahrens (Gesetz zur Stabilisierung und Restrukturierung von Unternehmen) erfolgt, wird Varta durch einen Brückenkredit von bis zu 30 Millionen Euro unterstützt. Dieser Kredit soll die finanzielle Lücke bis zur endgültigen Zustimmung der Beteiligten überbrücken und wird von einem Teil der kreditgebenden Banken bereitgestellt.
Staatliche Unterstützung
Im Juli bestätigte eine Sprecherin des Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), dass Varta Fördermittel in Höhe von 137 Millionen Euro aus einem Unterstützungspaket erhalten habe. Diese Mittel sollen ebenfalls zur Stabilisierung des Unternehmens beitragen.
Schuldenschnitt und Kritik
Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Gläubiger auf mehr als die Hälfte der ausstehenden Kredite und Schuldscheindarlehen verzichten. Die Schulden von Varta belaufen sich nun auf rund 200 Millionen Euro, nachdem zuvor ein Schuldenberg von 500 Millionen Euro bestand. Dieser Schuldenschnitt bedeutet auch, dass der Wert der Varta-Aktien auf null sinkt und das Unternehmen von der Börse genommen werden soll, was für die Aktionäre einen Totalverlust bedeuten würde.
Kritische Stimmen
Trotz des weitreichenden Verzichts regt sich Unmut unter den Aktionärsvertretern. Sie kritisieren, dass nur der Großaktionär Tojner neue Aktien erhält, während die restlichen Aktionäre im StaRUG-Verfahren leer ausgehen. Varta verteidigt diesen Schritt mit dem Hinweis, dass eine öffentliche Kapitalerhöhung technisch unmöglich sei. Experten sehen in dieser Situation einen Konstruktionsfehler im vor vier Jahren eingeführten StaRUG-Verfahren, da es in Fällen wie diesem zu einem Teufelskreis kommen kann.
Der Sanierungsplan soll bis Ende Oktober finalisiert und voraussichtlich noch in diesem Jahr vom zuständigen Gericht in Stuttgart bestätigt werden. Der Varta-Vorstand erklärte, dass die notwendigen Mehrheiten der verschiedenen Interessengruppen gesichert seien.