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27.09.2024
20:38 Uhr

Neue Erkenntnisse zur Estonia-Katastrophe: Experten widerlegen Verschwörungstheorien

Neue Erkenntnisse zur Estonia-Katastrophe: Experten widerlegen Verschwörungstheorien

Vor 30 Jahren ereignete sich das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegszeit: Der Untergang der „Estonia“ forderte über 800 Menschenleben. Noch immer ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien um das Unglück, doch aktuelle Untersuchungen bringen neue Erkenntnisse ans Licht.

Das Schicksal der „Estonia“

Am 28. September 1994 verließ die Fähre „Estonia“ mit 989 Passagieren an Bord die estnische Hauptstadt Tallinn in Richtung Stockholm. In einer stürmischen Nacht sank das Schiff und riss 852 Menschen in den Tod. Überlebende berichteten von einem metallischen Krachen kurz nach Mitternacht, gefolgt von einer dramatischen Schlagseite und einem Notruf. Weniger als eine Stunde später war das Schiff von den Radarschirmen verschwunden.

Offizielle Untersuchungsergebnisse

Die Havariekommissionen aus Estland, Finnland und Schweden kamen 1997 zu dem Schluss, dass eine abgerissene Bugklappe den Untergang verursacht hatte. Diese Erkenntnis wurde durch die Tatsache gestützt, dass die Bugklappe als einziges Teil des Schiffes sofort nach dem Unglück geborgen werden konnte. Dennoch blieben viele Fragen offen, und Verschwörungstheorien blühten auf.

Verschwörungstheorien und ihre Widerlegung

Von einer Explosion an Bord bis hin zu einer Kollision mit einem U-Boot reichten die Spekulationen. Auch die Theorie, dass russische Agenten durch Sabotage den Transport von Waffentechnologien verhindern wollten, hielt sich hartnäckig. Marcel Schütz, Professor für Organisation und Management, erklärte, dass das Unglück nahezu idealtypisch für Verschwörungstheorien sei, da Beweise verschwunden und Mitglieder der Untersuchungskommission ausgetreten seien.

Neue Untersuchungen und Erkenntnisse

Im Jahr 2023 wurde ein neuer Zwischenbericht veröffentlicht, der die bisherigen Erkenntnisse bestätigte. Weder Anzeichen für eine Explosion noch für eine Kollision wurden gefunden. Das große Loch im Schiffsrumpf entstand durch den Aufprall auf den Meeresgrund. „Kontext ist nicht Kausalität“, betonte Schütz und erklärte, dass eine Verkettung unglücklicher Umstände zur Katastrophe geführt habe.

Verantwortung und Konsequenzen

Der neue Bericht brachte dennoch eine Wende. Die Havariekommissionen aus Schweden und Estland stellten fest, dass die „Estonia“ beim Auslaufen in Tallinn nicht seetüchtig war. Lennart Berglund, Vorsitzender der Opfer- und Angehörigenstiftung SEA, hinterfragt nun, wer die Verantwortung dafür trägt, dass die Fähre dennoch ihre Route bedienen konnte. Diese Frage bleibt weiterhin unbeantwortet und sorgt für Diskussionen.

Während die offizielle Erklärung nun weitgehend akzeptiert wird, bleibt die Tragödie ein Mahnmal für die Notwendigkeit strenger Sicherheitsvorkehrungen und gründlicher Untersuchungen im Seeverkehr. Die „Estonia“ war ursprünglich als Küstenfähre konzipiert und besaß keine Zulassung für die offene See, was letztlich zu ihrem Untergang führte.

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