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10.11.2024
17:05 Uhr

Milliardenprojekt zur Lithiumgewinnung in Hessen: Chance oder Risiko?

Milliardenprojekt zur Lithiumgewinnung in Hessen: Chance oder Risiko?

Die Gewinnung von Lithium, einem der weltweit begehrtesten Rohstoffe, steht im Fokus der europäischen Industrie. Ein australisches Start-up plant nun, diesen wertvollen Rohstoff in Deutschland zu fördern. Die Pläne könnten jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bergen.

Vulcan Energy: Pionierprojekt in Deutschland

Das Start-up Vulcan Energy hat einen bedeutenden Schritt gemacht, um die Produktion von Lithium für Batterien von Elektroautos in Deutschland zu etablieren. Am 8. November wurde im Industriepark Frankfurt-Höchst eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen, die Lithiumhydroxid produziert. Dieses weiße Pulver ist essenziell für die Herstellung von Batteriezellen und wird aus Thermalwasser im Oberrheingraben in Rheinland-Pfalz gewonnen. Die industrielle Produktion in großem Maßstab soll 2027 beginnen, zwei Jahre später als ursprünglich geplant.

Ein nachhaltiger Ansatz

Besonders bemerkenswert ist, dass das Lithium von Vulcan Energy nicht nur aus Europa stammt, sondern auch klimafreundlich gewonnen wird. Die benötigte Energie wird CO₂-frei durch Geothermie-Heizkraftwerke erzeugt. Diese Technologie steckt zwar noch in den Kinderschuhen, bietet jedoch eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Gewinnung von Lithium, die bislang mit hohem fossilem Energieeinsatz im Bergbau erfolgte.

Finanzierung und wirtschaftliche Bedeutung

Die Finanzierung dieses ambitionierten Projekts hat länger gedauert als erwartet. Christian Freitag, verantwortlich für das Lieferkettenmanagement bei Vulcan Energy, erklärte, dass der Finanzbedarf des Unternehmens mittlerweile bei 1,9 Milliarden Euro liegt. Im ersten Quartal sollen die benötigten Mittel gesichert sein, wobei mehr als 600 Millionen Euro Eigenkapital von Investoren und 1,3 Milliarden Euro durch Darlehen, unter anderem von der Europäischen Investitionsbank, bereitgestellt werden.

Verträge mit der Automobilindustrie

Vulcan Energy hat bereits Abnahmevereinbarungen mit namhaften Automobilherstellern wie Volkswagen, Stellantis und Renault sowie mit Batterieproduzenten und Kathodenherstellern abgeschlossen. Die ersten zehn Produktionsjahre sind somit bereits ausverkauft. Ab 2027 sollen jährlich 24.000 Tonnen Lithium geliefert werden, was für etwa 500.000 Elektroautobatterien ausreicht. Die Kapazität soll alle zwei bis drei Jahre um weitere 24.000 Tonnen erhöht werden.

Erdbebengefahr durch Geothermie

Ein nicht zu unterschätzendes Risiko bei der Tiefengeothermie ist die Gefahr von Erdbeben. Ein ähnliches Projekt in Frankreich verursachte in der Vergangenheit Risse in Häusern im Elsass und Baden-Württemberg. Vulcan Energy versichert jedoch, dass gründliche Risikoabschätzungen durchgeführt wurden. Dennoch bleibt die Sorge bestehen, dass die Förderung von Lithium durch Geothermie auch in Deutschland zu seismischen Aktivitäten führen könnte.

Europäische Unabhängigkeit und Klimaziele

Die Europäische Union verfolgt das Ziel, ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu auf die Straße zu bringen und sich über die gesamte Lieferkette hinweg unabhängiger von Asien zu machen. Projekte wie das von Vulcan Energy sind daher von großer Bedeutung. Sie bieten nicht nur eine klimafreundlichere Alternative zur herkömmlichen Lithiumgewinnung, sondern tragen auch zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit Europas bei.

Ob das Milliardenprojekt in Hessen letztlich ein Erfolg wird oder ob die Risiken überwiegen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Vulcan Energy mit seinem Ansatz eine Vorreiterrolle einnimmt und möglicherweise den Weg für weitere nachhaltige Projekte ebnet.

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