Merz und die Wirtschaft: Gefährliche Nähe zu Großkonzernen wirft Fragen auf
Die Verbindungen des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz in die deutsche Wirtschaft sind weitaus tiefgreifender als bisher bekannt. Eine umfassende Analyse zeigt ein dichtes Netzwerk aus Lobbyverbänden, Großkonzernen und wirtschaftsnahen Beratern, das sich um den möglichen künftigen Bundeskanzler spannt.
16 Jahre als Top-Anwalt für die Industrie
Besonders brisant erscheint Merz' langjährige Tätigkeit für die Anwaltskanzlei Mayer Brown, wo er 16 Jahre lang als Senior Counsel tätig war. Die Kanzlei gilt in Brüssel als eine der aggressivsten Vertretungen von Industrieinteressen und vertritt unter anderem den Chemiekonzern BASF. Während seiner Zeit dort soll Merz Tageshonorare von bis zu 5.000 Euro kassiert haben.
Verflechtungen mit der Chemie- und Metallindustrie
Auffällig sind die engen Verbindungen zur chemischen Industrie und zur Metallbranche. Das aktuelle CDU-Wirtschaftsprogramm unter Merz' Führung weist bemerkenswerte Parallelen zu den Forderungen dieser Industriezweige auf - von der Abkehr vom Verbrenner-Aus bis hin zur "flexibleren" Gestaltung des Arbeitszeitgesetzes.
Kritische Interessenkonflikte drohen
Politikwissenschaftler warnen vor möglichen Interessenkonflikten: "Als Unternehmensanwalt musste er den Gewinn maximieren und Einzelinteressen vertreten - als Kanzler müsste er das Gemeinwohl im Blick haben", mahnt der Experte Maximilian Schiffers.
"Ein Kanzlerkandidat ohne Regierungserfahrung, aber mit viel Lobbyerfahrung - das ist wirklich neu"
Fragwürdige Rolle im Cum-Ex-Skandal
Auch Merz' Position im Cum-Ex-Steuerskandal wirft Fragen auf. Er war für drei Finanzunternehmen tätig, die in den Milliardenbetrug verstrickt gewesen sein sollen. Bis heute verweigert er klare Antworten zu seiner damaligen Rolle.
Marktliberale Berater im Hintergrund
Im Beraterkreis um Merz finden sich vorwiegend marktliberale Kräfte wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und die Stiftung Marktwirtschaft. Diese Organisationen setzen sich für weniger staatliche Regulierung und niedrigere Unternehmenssteuern ein - Positionen, die sich im CDU-Programm wiederfinden.
Die Entwicklung der CDU unter Merz' Führung deutet auf eine klare Verschiebung hin zu wirtschaftsliberalen Positionen. Kritiker aus den eigenen Reihen befürchten bereits einen Verlust christdemokratischer Werte zugunsten einer einseitig wirtschaftsfreundlichen Ausrichtung.