Luxus-Aktien im freien Fall: Eine neue Realität für den Markt?
Nach dem Ende der Corona-Pandemie erlebten Luxus-Aktien einen beispiellosen Aufschwung, angetrieben durch die neu entdeckte Kauflaune der Konsumenten. Doch dieser Boom scheint nun ein abruptes Ende gefunden zu haben. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Aktie von LVMH, die Mitte März dieses Jahres noch knapp 20 % im Plus lag und sich inzwischen rund 17 % im Minus befindet. Der Luxussektor steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen, die auf eine Kaufzurückhaltung in China und Europa sowie eine anhaltende Inflation zurückzuführen sind.
Einbruch im Luxussektor: Ursachen und Auswirkungen
Die Aktien der europäischen Luxusgüterunternehmen sind in den vergangenen Monaten um etwa 240 Milliarden Dollar (217 Milliarden Euro) eingebrochen. Diese Entwicklung könnte laut einem Bericht von Bloomberg dazu führen, dass die Konzerne an der Börse weiter an Gewicht verlieren. Die Kaufzurückhaltung, insbesondere auf dem chinesischen Markt, hat dazu geführt, dass weniger hochwertige Kleidung, Handtaschen und Schmuck verkauft werden. Dies spiegelt sich auch in den jüngsten Geschäftsberichten wider.
„Dieses Jahr ist unbeständiger und schmerzhafter, weil es auf ein übermäßiges Wachstum folgt”, sagte Flavio Cereda, Investmentmanager bei GAM, im Gespräch mit Bloomberg. Nach der Corona-Pandemie hatten Verbraucher viel Geld für Shopping und Reisen ausgegeben, doch diese Konsumblase ist schnell geplatzt. Für die britische Kultmarke Burberry gipfelte dies im Rauswurf aus dem Londoner Aktienindex FTSE 100, nachdem der Börsenwert im vergangenen Jahr um 70 % abgestürzt war.
Geplatzte Konsumblase und ihre Folgen
Ein von Goldman Sachs zusammengestellter Korb von Luxus-Aktien hat seit seinem Höchststand im März 240 Milliarden Dollar an Wert verloren. Besonders betroffen sind der Gucci-Eigentümer Kering und Hugo Boss, die im vergangenen Jahr fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt haben. Kering, einst eine Top-10-Aktie im französischen CAC-40-Index, rangiert jetzt auf Platz 23. Der Branchenriese LVMH, der vor einem Jahr nach Marktkapitalisierung das größte europäische Unternehmen war, ist auf den zweiten Platz abgerutscht.
Die Luft ist schnell aus der zwischenzeitlichen Konsumblase, die nach der Corona-Pandemie entstanden war, entwichen. Kering, Burberry und Hugo Boss haben Gewinnwarnungen herausgegeben, während bei LVMH der vierteljährliche organische Umsatz der wichtigen Lederwarensparte nur um 1 % wuchs, gegenüber 21 % im Vorjahr. Lediglich Marken wie Hermès und Brunello Cucinelli, die sich an sehr wohlhabende Kunden richten, blieben bislang von dem Gewinnrückgang verschont.
Langfristige Aussichten: Ein düsterer Ausblick?
GAM-Investmentmanager Cereda ist zuversichtlich, dass die Umsätze von LVMH und Co. im nächsten Jahr wieder anziehen werden – zumindest auf ein Niveau im “mittleren einstelligen Bereich”. Seiner Ansicht nach entspricht dies dem langfristigen Trend des Sektors. Doch was, wenn Umsatzrückgänge und geringere Gewinnmargen die neue Normalität sind? Manche Experten sind dieser Meinung.
UBS-Analystin Zuzanna Pusz beschreibt die Aussichten für den Luxussektor als „langfristig schwächer“. Sie korrigierte ihre Schätzungen für das organische Umsatzwachstum im Jahr 2025 und die zweite Hälfte des Jahres 2024 nach unten. Ihrer Ansicht nach scheint die Branche nach einigen Jahren des Booms mit hohen Preisen in einen neuen Zyklus einzutreten. Die Nachrichten über die Auswirkungen der chinesischen Konjunkturabschwächung scheinen dieses Urteil zu bestätigen.
Viele Analysten teilen die Ansicht von Pusz und haben ihre Gewinnschätzungen und Kursziele für einige Luxus-Aktien gesenkt. „Der Sektor hat auf lange Sicht eindeutig Wettbewerbsvorteile, daher sind Abschwungphasen wahrscheinlich die beste Zeit für Käufe“, so Morningstar-Analystin Jelena Sokolova. Bei Kering sieht sie eine Chance und prognostiziert, dass Gucci aufgrund der starken Markenbekanntheit in der Lage sein wird, von der Trendwende zu profitieren, wenn diese endlich eintritt.
Cereda von GAM glaubt mehr an Luxusmarken des oberen Marktsegments, wie Hermès. „Man sollte keine Marken besitzen, die keine Strahlkraft haben, und man sollte sich auch nicht dem Statuskäufer aussetzen,“ sagte er. „Und man sollte sich auf keinen Fall dem Statuskäufer in China aussetzen.“
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