Forsa-Umfrage: Jeder Fünfte Deutsche glaubt an Verschwörungserzählungen
Die jüngste Forsa-Umfrage offenbart eine beunruhigende Tendenz: 20 Prozent der Deutschen haben kein Vertrauen mehr in die Massenmedien. Ein Fünftel der Bevölkerung glaubt, dass sie von den Medien „systematisch belogen“ wird. Diese Zahlen sind zwar rückläufig, aber sie werfen dennoch ein Schlaglicht auf das tiefe Misstrauen, das in Teilen der Gesellschaft herrscht.
Misstrauen gegenüber Medien und Politik
Nach Angaben des Kommunikationsforschers Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim besitzen aktuell 19 Prozent der Deutschen ein „rechtspopulistisches“ Weltbild. Besonders auffällig ist das Misstrauen gegenüber den Medien: 21 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Politiker und andere Führungspersönlichkeiten nur „Marionetten“ seien, deren Fäden von anderen gezogen würden. 23 Prozent glauben an geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben.
Regionale Unterschiede und Bildung
Besonders stark ausgeprägt ist dieses Misstrauen im Osten Deutschlands, wo 29 Prozent der Befragten ein rechtspopulistisches Weltbild pflegen. In den westlichen Bundesländern sind es hingegen nur 17 Prozent. Generell gilt: Je höher die formale Bildung, desto seltener wird ein rechtspopulistisches Weltbild vertreten. Auch das Alter spielt eine Rolle: In der Gruppe der 45- bis 59-Jährigen herrscht rechtspopulistisches Gedankengut bei 24 Prozent vor, in der Gruppe der 16- bis 29-Jährigen nur bei zehn Prozent.
Parteipräferenzen und Populismus
Ein deutlicher Zusammenhang besteht auch zwischen Parteipräferenz und Populismus. Während unter den Wählern der Grünen nahezu niemand (ein Prozent) ein rechtspopulistisches Weltbild hat, sind es bei den AfD-Anhängern 84 Prozent. 85 Prozent der AfD-Sympathisanten glauben zudem, dass die Regierenden das Volk betrügen würden. Vier von fünf AfD-Wählern sind überzeugt, dass die Bevölkerung in Deutschland von den Medien systematisch belogen wird.
Medienkonsum und Pessimismus
Prof. Dr. Frank Brettschneider stellt fest, dass der Medienkonsum eine wesentliche Rolle spielt. AfD-Wähler nutzen Social-Media-Plattformen und Internetseiten deutlich häufiger als andere Wählergruppen. Besonders beliebt sind YouTube, bestimmte Messenger-Dienste und Facebook. Dieser „gänzlich andere Kommunikations-Kosmos“ führt laut Brettschneider zu einer negativen Sicht auf die Gegenwart.
Leichter Rückgang des Misstrauens
Die aktuellen Zahlen zeigen jedoch auch einen leichten Rückgang des Misstrauens. Innerhalb eines Jahres ist die Menge derjenigen, die an Verschwörungserzählungen glauben, leicht gesunken. So glaubten im Jahr 2023 noch 26 Prozent der Deutschen an geheime Organisationen mit großem Einfluss – drei Prozent mehr als heute. Auch die Zahl derjenigen, die Deutschland mehr als Diktatur denn als Demokratie sehen, ist von 16 Prozent auf zwölf Prozent gesunken.
Historischer Kontext
Interessant ist der Vergleich mit früheren Studien. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte im November 2020 noch einem Drittel der Deutschen eine Neigung zu Verschwörungserzählungen zugeschrieben. Hintergrund waren die Proteste gegen die Corona-Politik. Die Leipziger Autoritarismusstudie des Jahres 2020 hatte festgestellt, dass sich das Spektrum der Demonstranten über Esoterikbegeisterte, Heilpraktiker und Friedensbewegte bis zu Reichsbürgern und „offen Rechtsextremen“ erstreckte.
Diese Entwicklungen zeigen, dass das Vertrauen in politische Institutionen und Medien weiterhin ein brisantes Thema bleibt. Die Politik ist gefordert, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen und eine transparente Kommunikation zu fördern.
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