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10.09.2024
16:43 Uhr

EZB vor drastischer Lockerung? Wirtschaftliche Probleme nehmen zu

EZB vor drastischer Lockerung? Wirtschaftliche Probleme nehmen zu

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer entscheidenden Zinsentscheidung, die weitreichende Folgen für die Eurozone haben könnte. Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme und der schwachen Konsumnachfrage sehen sich die Währungshüter möglicherweise gezwungen, die Zinsen weiter zu senken, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Wirtschaftliche Stagnation in der Eurozone

Die Eurozone, bestehend aus 20 Nationen, kämpft weiterhin mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz einer Erholung in der ersten Jahreshälfte gerät das Wachstum ins Stocken. Besonders das verarbeitende Gewerbe steckt in einer Krise, und die Haushalte zeigen wenig Bereitschaft, ihre Ausgaben zu erhöhen. Die Stimmung der Verbraucher liegt unter dem Niveau vor der Pandemie, was die Konjunkturhoffnungen der EZB erheblich beeinträchtigt.

Inflation und Zinspolitik

Die Inflation nähert sich der 2 %-Marke, was einige Vertreter der EZB dazu veranlassen könnte, weitere Zinssenkungen in Betracht zu ziehen. Sollte die wirtschaftliche Schwäche bis ins Jahr 2025 anhalten und die Inflation unter das Zielniveau drücken, könnten drastischere geldpolitische Maßnahmen erforderlich werden. Simon Wells, Chefvolkswirt für Europa bei HSBC, äußerte, dass das schleppende Wachstum der EZB zunehmend Sorgen bereite und eine dovishere Richtung bei der Zinspolitik wahrscheinlich sei.

Verbrauchervertrauen auf einem Tiefpunkt

Das Vertrauen der Verbraucher in der Eurozone ist erschüttert. Besonders in Deutschland, der größten Volkswirtschaft des Euroraums, ist der Konsum stark zurückgegangen. Entlassungen und Unternehmensinsolvenzen tragen zur Unsicherheit bei. Volkswagen hat kürzlich bekannt gegeben, dass sie möglicherweise Werke in Deutschland schließen müssen, was die Lage weiter verschärft.

Regionale Unterschiede und staatliche Unterstützung

Während der Süden Europas etwas besser dasteht, kämpfen auch Länder wie Italien und Spanien mit Gegenwind. Die Ausgaben für die Lebenshaltungskosten werden zurückgefahren, und die staatlichen Unterstützungsprogramme laufen aus. Laurine Pividal, Wirtschaftsexpertin bei Coface, warnt, dass dies die Erwartungen der Haushalte in Bezug auf die Steuerpolitik der Regierung beeinflussen könnte.

Prognosen und mögliche Maßnahmen der EZB

Analysten gehen davon aus, dass die EZB ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr bei der kommenden Sitzung zurückschrauben wird. Dies könnte die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen erhöhen. Die Bank of America prognostiziert, dass eine Lockerung um fünfzig Basispunkte – das Äquivalent von zwei Standard-Zinssenkungen – bis zum Jahresende eine „untere Grenze“ darstellen könnte.

Warten auf den Aufschwung

Fitch Ratings sieht trotz der aktuellen Herausforderungen immer noch die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Erholung. Höhere Einkommen und sinkende Kreditkosten sollten sich zunehmend in steigenden Ausgaben der Haushalte niederschlagen. Dorian Roucher vom französischen Statistikamt Insee merkt an, dass die Verbraucher die kühlere Inflation nur allmählich berücksichtigen, nachdem sie ihr Verhalten als Reaktion auf den Preisanstieg viel schneller geändert haben.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die EZB mit weiteren Zinssenkungen die erhoffte wirtschaftliche Belebung in der Eurozone erreichen kann oder ob tiefere strukturelle Probleme angegangen werden müssen.

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