Wirecard-Skandal weitet sich aus: Finanzierte der Zahlungsdienstleister russische Spione?
Der ohnehin schon erschütternde Wirecard-Skandal nimmt eine weitere dramatische Wendung. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der insolvente Zahlungsdienstleister unter der Führung des flüchtigen Ex-Vorstands Jan Marsalek möglicherweise einen russischen Spionagering mitfinanziert haben könnte.
Spionageprozess in London enthüllt brisante Details
Im ehrwürdigen Londoner Gerichtsgebäude "Old Bailey" läuft derzeit einer der wohl spektakulärsten Spionageprozesse der letzten Jahre. Im Zentrum stehen drei bulgarische Staatsbürger, denen vorgeworfen wird, zwischen 2020 und 2023 für Russland spioniert zu haben. Zwei weitere Beschuldigte haben ihre Spionagetätigkeit bereits gestanden.
Dubiose Zahlungen an Tarnfirmen
Besonders brisant: Interne Wirecard-Dokumente belegen nun, dass der Konzern unter Marsaleks Führung erhebliche Summen an Firmen überwies, die den mutmaßlichen Spionen zuzurechnen sind. Diese Überweisungen erfolgten trotz auffälliger Unstimmigkeiten offenbar problemlos - ein weiteres Indiz für die mangelnden Kontrollmechanismen im einstigen DAX-Konzern.
Die Zahlungen umfassten unter anderem 30.000 Euro für angebliche Softwareinstallationen sowie 90.000 Euro für nicht näher spezifizierte "Beratungsleistungen".
Marsalek als Drahtzieher?
Die britischen Ermittler sind überzeugt: Hinter dem Decknamen "Rupert Ticz", der die Spionagegruppe über Jahre anleitete, verbirgt sich niemand anderes als Jan Marsalek. Der ehemalige Wirecard-Vorstand soll bereits seit 2015 Kontakte zu den mutmaßlichen Spionen unterhalten haben.
Bedrohliche Dimensionen
Die Aktivitäten der Gruppe gingen weit über gewöhnliche Wirtschaftsspionage hinaus:
- Ausspähung amerikanischer Militäreinrichtungen in Stuttgart
- Verwendung gefälschter Reisepässe
- Diskussionen über mögliche Entführungen und Ermordungen von Journalisten
- Einsatz hochentwickelter Spionagetechnik
Versagen der deutschen Aufsichtsbehörden
Dieser Fall wirft erneut ein verheerendes Licht auf das systematische Versagen deutscher Kontroll- und Aufsichtsbehörden. Während die britischen Ermittler dem kriminellen Treiben auf der Spur sind, scheinen die deutschen Behörden einmal mehr hinterherzuhinken.
Marsalek selbst hat sich nach dem Zusammenbruch von Wirecard über Österreich nach Minsk abgesetzt und wird mittlerweile in Russland vermutet. Die Tatsache, dass ein führender Manager eines deutschen Börsenunternehmens jahrelang ungehindert für fremde Mächte spionieren konnte, stellt der deutschen Finanzaufsicht ein vernichtendes Zeugnis aus.
Der Prozess in London wird die kommenden Wochen weitere Details ans Licht bringen. Für den deutschen Finanzplatz und das Vertrauen internationaler Investoren könnte dies weitere negative Folgen haben.
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