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11.10.2024
17:03 Uhr

Virologe Streeck fordert umfassende Aufarbeitung der Corona-Zeit

Virologe Streeck fordert umfassende Aufarbeitung der Corona-Zeit

Auf einer Veranstaltung in Heidelberg hat der renommierte Virologe Hendrik Streeck eine gründliche Aufarbeitung der Corona-Zeit gefordert. Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, kritisierte dabei insbesondere die gesellschaftliche Stigmatisierung von Ungeimpften und Kritikern der Corona-Maßnahmen sowie das Ausbleiben einer umfassenden Aufarbeitung in Politik und Medien.

Spannungsfeld zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit

Während der sogenannten Corona-Krise trat Streeck als gemäßigter Kritiker staatlicher Maßnahmen und der Impfpflicht auf. Auf Einladung des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) in Heidelberg stellte er sein Buch „Nachbeben“ vor, das einen Beitrag zur Aufarbeitung der Corona-Zeit leisten soll. Laut Streeck gab es in Deutschland während der Corona-Jahre ein Spannungsfeld zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit, das bisher kaum thematisiert worden sei. Fehlentscheidungen und ihre negativen Konsequenzen seien die Folge und heute nicht mehr zu leugnen.

Kritik an Maßnahmen und deren Auswirkungen

Besonders die Auswirkungen der Maßnahmen auf Kinder kritisierte Streeck scharf: „Kinder waren nicht die Treiber der Pandemie, aber die Hauptleidtragenden der Maßnahmen.“ Die Politik könne sich nicht hinter der Wissenschaft verstecken. Für jede Meinung gebe es einen Experten, so Streeck. Es gebe nicht „die Wissenschaft“, die ein bestimmtes Handeln vorschreibe. Vielmehr müsse die Wissenschaft die Politik beraten, dürfe aber nicht selbst Politik machen.

Fehlende Evidenz bei Impfungen und Inzidenzwerten

Kritisch äußerte sich Streeck auch zum Wissenschaftsjournalismus. Journalisten hätten sich zu Studien geäußert und diese bewertet, noch bevor Experten aus den jeweiligen Fachgebieten ihr Urteil hätten abgeben können. Besonders problematisch sei, dass sich einige Wissenschaftsjournalisten für die No-COVID-Strategie eingesetzt hätten, die seiner Meinung nach zu keinem Zeitpunkt fachlich fundiert gewesen sei. Auch die sogenannten Inzidenzwerte kritisierte Streeck als nicht aussagekräftig und widersprach der Behauptung, dass es während der „Pandemie“ ein exponentielles Wachstum der Infektionszahlen gegeben habe.

Die anfängliche Behauptung, dass Impfungen vor Infektionen schützen würden, sei ebenfalls ein offensichtlicher Fehler gewesen. Zwar hätte es in den ersten Wochen einen mäßigen Schutz gegeben, aber die Vorstellung, dass Geimpfte sich nicht anstecken und andere nicht infizieren könnten, sei von Anfang an ohne Evidenz gewesen. Die Studien zur Entwicklung des Impfstoffs hätten diese Frage auch nie untersucht.

Stigmatisierung während der Pandemie

Während der Krise sei vergessen worden, dass nicht der Mensch, sondern das Virus der Feind sei, so Streeck. Er zog Parallelen zu historischen Epidemien, bei denen fälschlicherweise bestimmte Bevölkerungsgruppen verantwortlich gemacht wurden – bei der Pest die Juden, bei HIV die Homosexuellen. Auch bei der Corona-Pandemie habe es Stigmatisierungen gegeben, etwa gegen Asiaten oder später gegen Menschen aus Gütersloh und Heinsberg, die für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden. „Zuletzt waren es die Impfverweigerer“, so Streeck. Eine solche Stigmatisierung sei einer Gesellschaft nicht würdig.

Die Forderungen von Hendrik Streeck nach einer umfassenden Aufarbeitung der Corona-Zeit und einer differenzierten Betrachtung der Maßnahmen und ihrer Auswirkungen sind ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren Vorbereitung auf zukünftige Krisen. Nur durch eine gründliche Analyse und das Ziehen der richtigen Lehren können ähnliche Fehler in der Zukunft vermieden werden.

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