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28.08.2024
17:25 Uhr

Vertrauensverlust in deutsche Nahost-Berichterstattung: Eine kritische Analyse

Vertrauensverlust in deutsche Nahost-Berichterstattung: Eine kritische Analyse

Die jüngste Umfrage des NDR-Medienmagazins ZAPP, durchgeführt von Infratest Dimap, zeigt ein alarmierendes Bild: Fast jeder zweite Deutsche hat wenig oder gar kein Vertrauen in die Berichterstattung der deutschen Medien zum Krieg in Gaza und Israel. Diese Zahlen werfen die Frage auf, warum das Vertrauen in die Medien so stark gesunken ist.

Einseitige Berichterstattung zugunsten Israels?

Seit fast elf Monaten tobt der Krieg in Gaza und Israel, und ebenso lange stehen die Medien in der Kritik. Ein zentraler Vorwurf lautet, die deutschen Medien würden einseitig zugunsten Israels berichten. Diese Kritik wird durch die ZAPP-Umfrage gestützt: 48 Prozent der Befragten haben wenig oder gar kein Vertrauen in die Berichterstattung, während nur 40 Prozent der Medien vertrauen.

Ausgewogenheit in der Berichterstattung

Die Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter von der Freien Universität Berlin betont, dass normalerweise ein gewisses Grundvertrauen in die Berichterstattung klassischer Medien vorhanden sei. Dass fast ein Drittel der Befragten eine Parteinahme für Israel empfindet, sei ein hoher und ungewöhnlicher Wert. ARD-Chefredakteur Oliver Köhr zeigt sich ebenfalls besorgt über die Ergebnisse der Umfrage und betont, dass es schwierig sei, in einem so polarisierten Konflikt objektiv zu berichten.

Fehlende palästinensische Perspektiven

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass palästinensische Perspektiven in der deutschen Berichterstattung zu wenig vorkommen. ZAPP hat exemplarisch Talkshows im Ersten und im ZDF analysiert und festgestellt, dass in den 15 Talksendungen der ARD zum Krieg nur drei Gäste mit palästinensischem Hintergrund auftraten, während zehn Gäste die israelische Staatsangehörigkeit hatten. Im ZDF war das Verhältnis etwas ausgeglichener, aber dennoch kritisch.

Springer-Verlag und seine Rolle

Eine Sonderrolle spielt der Axel-Springer-Verlag, der eine klare Solidarität mit dem jüdischen Volk und dem Existenzrecht Israels in seiner Unternehmensverfassung verankert hat. Dies führt laut Kritikern dazu, dass palästinensische Stimmen und kritische Äußerungen gegenüber Israel diskreditiert werden. Ein prominentes Beispiel war die Berichterstattung über Uni-Proteste, bei denen pro-palästinensische Lehrkräfte polemisch angegriffen wurden.

Unhinterfragte Narrative der israelischen Armee

Ein weiterer Vorwurf lautet, dass Narrative der israelischen Regierung und Armee in deutschen Medien unhinterfragt übernommen würden. Ein Beispiel hierfür ist die Berichterstattung der tagesschau, die fälschlicherweise behauptete, es gäbe sichere Fluchtkorridore und Schutzbunker in Gaza. Dieser Fehler wurde zwar später korrigiert, aber er zeigt, wie schnell Vertrauen verspielt werden kann.

Fragmentierung der Medienlandschaft

Die Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter beobachtet einen grundsätzlichen Trend zur Fragmentierung der Medienlandschaft. Viele Menschen wenden sich von traditionellen Medien ab und informieren sich nur noch über soziale Netzwerke, was die Polarisierung weiter verstärkt.

Der Krieg in Gaza und Israel bleibt eines der schwierigsten Themen für die deutsche Medienlandschaft. Es bedarf einer kritischen und ausgewogenen Berichterstattung, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.

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