Unzufriedenheit in den Reihen der EZB: Kritische Töne gegenüber Lagarde
Inmitten der Turbulenzen, die die europäische Wirtschaft prägen, offenbart sich eine deutliche Unzufriedenheit innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Notenbank-Gewerkschaft IPSO hat ergeben, dass über die Hälfte der befragten Mitarbeiter ein kritisches Urteil über die Führungsqualitäten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde fällen.
Die Ergebnisse der IPSO-Umfrage
Die Umfrageergebnisse, die Reuters exklusiv vorliegen, zeichnen ein düsteres Bild: 50,6 Prozent der 1089 Teilnehmer sind der Ansicht, dass die Leistung von Christine Lagarde als eher mager oder sehr mager zu bewerten sei. Dies stellt eine klare Botschaft an die Spitze der EZB dar, die seit Ende 2019 von der ehemaligen Chefin des Internationalen Währungsfonds geführt wird.
Schwindendes Vertrauen in die Führung
Die Kritik richtet sich nicht nur gegen Lagarde persönlich, sondern auch gegen das sechsköpfige Direktorium der Notenbank. Ganze 59,25 Prozent der Befragten äußerten geringes oder gar kein Vertrauen in das Führungsgremium, was eine deutliche Verschlechterung zu den Umfrageergebnissen des Vorjahres darstellt, bei denen es noch rund 40 Prozent gewesen waren.
Vergleich mit der Ära Draghi
Interessanterweise hatte die Präsidentschaft von Lagardes Vorgänger Mario Draghi deutlich bessere Bewertungen erfahren. Kurz vor seinem Ausscheiden bewerteten 54,5 Prozent der Mitarbeiter seine Amtszeit als sehr gut oder hervorragend. Die aktuellen Zahlen sprechen eine andere Sprache und zeigen eine wachsende Kluft zwischen der Belegschaft und der Führungsebene der EZB.
Verteidigung seitens der EZB
Eine Sprecherin der EZB wies die Kritik zurück und bezeichnete die IPSO-Erhebung als fehlerhaft, da die Umfrage mehrmals von derselben Person ausgefüllt werden könnte. Zudem sei die Präsidentin nicht allein für alle angesprochenen Themen verantwortlich, da diese auch in den Zuständigkeitsbereich des EZB-Direktoriums oder des EZB-Rats fallen würden.
Die Herausforderungen Lagardes
Seit dem Amtsantritt von Lagarde stand die EZB vor gewaltigen Herausforderungen: Die Coronapandemie, ein scharfer Anstieg der Inflation und die Energiekrise durch den Krieg in der Ukraine haben die europäische Wirtschaft stark getroffen. Trotz einer Serie von Zinserhöhungen, die von vielen Ökonomen als verspätet kritisiert wurden, ist die Inflationsrate im Dezember auf 2,9 Prozent gesunken.
Anerkennung für Umweltschutz
Trotz der vorherrschenden Kritik wird Lagarde jedoch auch für ihre Bemühungen gelobt, das Thema Umweltschutz in die Geldpolitik zu integrieren. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer bewerteten dieses Engagement positiv.
Die Ergebnisse der IPSO-Umfrage werfen ein Schlaglicht auf die internen Spannungen innerhalb der EZB und stellen die Führungsqualitäten von Christine Lagarde infrage. In einer Zeit, in der die europäische Wirtschaft Stabilität und klare Richtungsweisungen benötigt, scheint die EZB mit eigenen Konflikten beschäftigt zu sein, die ihre Effektivität beeinträchtigen könnten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Führung der EZB den Herausforderungen stellt und ob sie das Vertrauen ihrer Mitarbeiter zurückgewinnen kann. Für die Bürger Europas, die sich nach wirtschaftlicher Sicherheit sehnen, ist eine starke und einheitliche EZB von entscheidender Bedeutung.
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