Unterseekabel: Strategisches Tauziehen zwischen den USA und China

Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China haben eine neue Dimension erreicht: Unterseekabel. Diese unscheinbaren, aber essenziellen Glasfaserkabel, die auf dem Meeresgrund verlegt sind, transportieren bis zu 99 Prozent des weltweiten Internetverkehrs und sind somit das Rückgrat der globalen Kommunikation. Nun fordern acht US-Senatoren Präsident Joe Biden auf, eine umfassende Sicherheitsüberprüfung dieser Unterseekommunikationskabel durchzuführen. Die Begründung: Die Gefahr der Sabotage durch Russland und China.

Die Bedeutung der Unterseekabel

Unterseekabel sind von entscheidender Bedeutung für die globale Datenübertragung. Sie verbinden Kontinente und ermöglichen den Austausch von Informationen in Echtzeit. Rund 95 Prozent der US-Bevölkerung und knapp 75 Prozent der chinesischen Bevölkerung nutzen Daten, die über diese Kabel übertragen werden. Auch Finanztransaktionen und Bankennetzwerke sind auf diese Technologie angewiesen.

Historische Bedeutung und aktuelle Entwicklungen

Historisch gesehen wurden Unterseekabel bereits in Kriegszeiten als strategische Ziele erkannt. Im Ersten Weltkrieg kappte Großbritannien deutsche Telegrafenkabel unter Wasser. Während des Kalten Krieges hörte die US-Marine heimlich sowjetische Unterseekommunikationskabel ab. Heute sind diese Kabel erneut in den Fokus des geopolitischen Wettbewerbs zwischen den USA und China gerückt.

Wettbewerb zwischen China und den USA

Der Bau und Betrieb von Unterseekabeln wird von privaten Unternehmen dominiert. Während westliche Unternehmen wie SubCom in den USA, NEC in Japan und Alcatel Submarine Networks in Frankreich führend sind, hat China mit Huawei Marine, einem Joint Venture von Huawei Technologies, einen bedeutenden Akteur in diesem Bereich. Chinas Ambitionen, eine Seemacht zu werden und kritische Technologien zu kontrollieren, haben zu erheblichen Investitionen in die Unterseekabeltechnologie geführt.

Spannungen und mögliche Eskalation

Die Spannungen eskalierten im Mai 2019, als Huawei Marine zusammen mit Huawei Technologies auf die "Entity List" der USA gesetzt wurde. Dies schränkte den Zugang zu bestimmten Produkten und Technologien ein. Im April 2020 zogen Google und Facebook ihre Pläne für ein Pacific Light Cable Network zurück, nachdem das US-Justizministerium Einspruch erhoben hatte. Zudem hat die US-Regierung den "Undersea Cable Control Act" verabschiedet, der chinesischen Unternehmen den Zugang zu Unterseekabeln und -technologien in den USA verbieten soll.

Die USA haben auch ihre Koordinierung mit Verbündeten verstärkt, um China daran zu hindern, eine signifikante Präsenz im Bereich der Unterseekabel aufzubauen. So wurde Vietnam davon abgeraten, chinesische Anbieter in seine Pläne für den Bau neuer Unterseekabel einzubeziehen. China hat diese Spionagevorwürfe wiederholt zurückgewiesen und beschuldigt die USA, Investitionsbeschränkungen zu nutzen, um Chinas Entwicklung zu unterdrücken.

Fazit

Die Kontrolle über Unterseekabel ist zu einem zentralen Punkt im strategischen Wettstreit zwischen den USA und China geworden. Beide Nationen sind bestrebt, ihre technologische und wirtschaftliche Vorherrschaft zu sichern. Während die USA Maßnahmen ergreifen, um Chinas Einfluss zu begrenzen, investiert China verstärkt in Unterseekabelprojekte im Globalen Süden. Eine vollständige Entkopplung der beiden Länder erscheint jedoch unwahrscheinlich, da die globale Vernetzung über diese digitalen Lebensadern weiterhin besteht.