Ukraine: „Wir werden diesen Krieg verlieren“ – Selenskyj-Berater will Moskau zu Gipfel einladen
Ein ukrainischer Militär prophezeit kein gutes Ende für das kriegsgebeutelte Land. Das Interview mit ihm geht viral. Zudem will Kiew Russland beim nächsten Friedensgipfel einladen.
Die Ukraine werde „diesen Krieg verlieren“, sollte sich nichts ändern. Es sind harte, aber ehrliche Innenansichten, die Dmitri Kuchartschuk, ein Bataillonskommandeur der ukrainischen Armee, gewährt. Im Interview mit der Ukrajinska Prawda, einer Online-Zeitung aus Kiew, sieht der Soldat „die kritischste Phase des Krieges“ kommen.
„Wir verlieren Territorien, wir verlieren die besten Leute. Wenn keine Schlussfolgerungen gezogen werden, keine Aufarbeitung der Fehler erfolgen, werden wir diesen Krieg endgültig verlieren“, sagt Kuchartschuk, der seit 2014 an verschiedensten Orten in der Ostukraine kämpft.
Pattsituation auf dem Schlachtfeld
Auf dem Schlachtfeld dominierte in den vergangenen Wochen der Status quo, beide Seiten scheinen in einer Art Pattsituation gefangen zu sein: Weder die russische Seite konnte großflächige Vorstöße vermelden noch waren die ukrainischen Streitkräfte in der Lage, die erheblichen Territorialverluste wiederzugewinnen.
Wie das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtet, wehrte die ukrainische Armee russische Angriffe auf die Großstadt Charkiw ab und verzeichnete sogar die Rückeroberung einer Ortschaft bei Wowtschansk. Ein bekannter russischer Militärblogger berichtete demnach, dass die Ukraine die Kontrolle über den Ort Tyche übernommen hätten und Russland Luftangriffe auf die Siedlung flog. Andererseits konnten russische Truppen in der Nähe der Stadt Tschassiw Jar, ein Ort, der im flachen Donbass auf einer Anhöhe liegt, vordringen. Das ISW stützt diese Einschätzungen auf geolokalisiertes Videomaterial.
Die Rolle der westlichen Unterstützung
Es sei laut dem Ukrainer brandgefährlich, dass der russische Angriffskrieg, der bald 850 Tage andauert, in der Weltöffentlichkeit als eine Art Normalzustand angesehen werde. Viele denken, „ein Moment der Entspannung“ herrsche entlang der Front im Osten und Süden des kriegsgebeutelten Landes. In der Tat nahm die Berichterstattung auch hierzulande über den Frontverlauf in den vergangenen Wochen merklich ab, obwohl Gefechte bei Charkiw, Donezk und Luhansk mit unverminderter Härte weitergehen.
„Jetzt werden die Leute wieder denken, dass sich die Situation stabilisiert“, so der 34-Jährige. Jedoch gebe es in der ukrainischen Gesellschaft keine Einigkeit, was man den militärisch überlegenen russischen Streitkräften entgegensetzen wolle. Kuchartschuk zufolge seien die spärlichen militärischen Erfolge für Kiew entlang der über 1200 Kilometer langen Front „einzig und allein auf den Enthusiasmus der Soldaten in den Schützengräben zurückzuführen“. Der Großteil der Kämpfer sei jedoch „stark erschöpft“.
Politische Bemühungen um Frieden
Zur selben Zeit erhofft sich die Regierung in Kiew unter Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Durchbruch im politischen Sinne. Ranghohe Treffen der vergangenen Woche, wie die Wiederaufbaukonferenz in Berlin, der G7-Gipfel im italienischen Apulien oder die Friedenskonferenz in der Schweiz, brachten die Ukraine offenbar nicht näher zum Frieden. Die Kritik: Oftmals blieb der Westen bei den Gipfeltreffen unter sich – einflussreiche Länder im Globalen Süden, im Nahen Osten, sowie China und Russland waren nicht anwesend.
Das solle sich in Zukunft ändern: Der Leiter des Präsidialamts in der Ukraine, Andrij Jermak, sagte, die Ukraine wolle eine breitere globale Unterstützung für den Frieden in der Ukraine erreichen. Auch Russland soll laut dem New Yorker Medienunternehmen Bloomberg einbezogen werden. „Wir denken, dass es möglich sein wird, einen Vertreter Russlands einzuladen“, wird Jermak von Bloomberg hinsichtlich eines nächsten Friedensgipfels zitiert.
Russlands Präsident Wladimir Putin legte noch am Vorabend des Schweizer Gipfels die Bedingungen für Friedensgespräche fest und verlangte, dass die Ukraine vier ihrer östlichen Regionen an Russland abtritt und ihre Nato-Beitrittsambitionen aufgibt. Die Forderung wurde von westlichen Verbündeten und der politischen Führung in Kiew verhöhnt, eine Aufgabe von ukrainischem Territorium sei derzeit „inakzeptabel“.
Auch wenn die Intensität der Gefechte in den vergangenen Wochen leicht abgenommen habe – der Krieg in der Ukraine geht unvermindert weiter und dauert bereits fast 850 Tage an.
Die Stunde Null Sichern Sie sich nur noch heute bis 23:59 Uhr unsere Freiheits-Pakete die Dominik Kettner exklusiv für Sie zusammengestellt hat
- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik