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02.12.2024
07:46 Uhr

Traditionelle Anrede weicht Modernisierung: "Tagesschau" verabschiedet sich von "Damen und Herren"

Traditionelle Anrede weicht Modernisierung: "Tagesschau" verabschiedet sich von "Damen und Herren"

Die ARD-"Tagesschau", das Flaggschiff der deutschen Nachrichtenlandschaft, bricht mit einer jahrzehntelangen Tradition. Die gewohnte Anrede "meine Damen und Herren" wird seit dem 21. November nicht mehr verwendet - ein weiterer Schritt in Richtung einer vermeintlich "moderneren" Gesellschaft.

Fragwürdige Modernisierung einer Institution

Millionen Deutsche kannten es nicht anders: Pünktlich um 20 Uhr ertönte die vertraute Stimme aus dem Off, gefolgt von der respektvollen Begrüßung "Guten Abend, meine Damen und Herren". Diese höfliche Form der Ansprache, die für viele Zuschauer Seriosität und Verlässlichkeit symbolisierte, weicht nun einer verkürzten Version. Die Sprecher begrüßen ihr Publikum nur noch mit einem schlichten "Guten Abend".

Fragwürdige Begründung des NDR

Der Norddeutsche Rundfunk rechtfertigt diese Entscheidung mit einer "qualitativen Zuschauerbefragung". Diese hätte ergeben, dass sich das Publikum eine "authentischere und zugänglichere Ansprache" wünsche. Die traditionelle Begrüßung sei als "altmodisch" empfunden worden. Bezeichnenderweise orientiere man sich nun "am gesprochenen Wort statt an formeller Schriftsprache".

Die Abkehr von traditionellen Höflichkeitsformen unter dem Deckmantel der Modernisierung wirft die Frage auf, welche weiteren kulturellen Werte in Zukunft noch geopfert werden.

Teil eines größeren Trends

Diese Änderung reiht sich ein in eine bedenkliche Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Sender. Bereits 2022 wurde bei den "Tagesthemen" die Krawattenpflicht abgeschafft - ein weiteres traditionelles Element, das der vermeintlichen Modernisierung zum Opfer fiel.

Historischer Rückblick

Die "Tagesschau" steht seit 1952 für seriöse Nachrichtenübermittlung. Schon der erste Sprecher, Cay Dietrich Voss, trug Sakko und Krawatte, auch wenn er zunächst nur aus dem Off zu hören war. 1959 führte Karl-Heinz Köpcke als erster sichtbarer Moderator diese würdevolle Tradition fort.

Kritische Betrachtung der Entwicklung

Die Entscheidung, auf traditionelle Anredeformen zu verzichten, spiegelt einen problematischen Zeitgeist wider. Unter dem Deckmantel der Modernisierung werden bewährte Umgangsformen und kulturelle Werte zunehmend in Frage gestellt. Die Frage drängt sich auf, ob diese "Modernisierung" tatsächlich im Interesse der Mehrheit der Gebührenzahler ist, oder ob hier nicht vielmehr einem fragwürdigen Zeitgeist gehuldigt wird.

Es bleibt abzuwarten, welche weiteren traditionellen Elemente in Zukunft noch der vermeintlichen Modernisierung zum Opfer fallen werden. Die "Tagesschau" als Institution des deutschen Fernsehens sollte sich ihrer Vorbildfunktion und kulturellen Verantwortung bewusst sein.

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