Thüringer Automobilzulieferer in der Insolvenz – Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Bittere Nachrichten aus Süd-Thüringen: Der Automobilzulieferer „AE Group“ mit Sitz in Gerstungen hat Insolvenz angemeldet. Dieses Unternehmen, das rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist eines von mehreren in der Branche, die in eine finanzielle Schieflage geraten sind. Die Insolvenz soll in Eigenverantwortung des Managements durchgeführt werden, ohne einen externen Insolvenzverwalter. Unterstützt wird die AE Group dabei von dem Sanierungsexperten Rechtsanwalt Martin Mucha.
Ursachen der Insolvenz
Die Geschäftsführung der AE Group erklärte, dass die verminderte Nachfrage der Automobilindustrie das Unternehmen in diese schwierige Lage gebracht habe. Bereits in diesem Jahr sind mehrere Automobilzulieferer in Thüringen in finanzielle Turbulenzen geraten. Rico Chmelik, Geschäftsführer der Branchenvereinigung automotive thüringen (at), sagte, dass keine Beruhigung der Situation in Sicht sei. Fachleute und Wissenschaftler wurden zu einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Thüringer Autoindustrie in Eisenach eingeladen.
Löhne bis Ende Oktober gesichert
Der Vorstandsvorsitzende der AE Group AG, Christian Kleinjung, zeigte sich zuversichtlich, dass durch das Insolvenzverfahren das Unternehmen saniert und die Arbeitsplätze erhalten werden könnten. Der Geschäftsbetrieb gehe ohne Einschränkungen weiter, und die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis Ende Oktober gesichert. Das Unternehmen, das auf Druckguss spezialisiert ist, stellt unter anderem Gehäuseteile und Motorkomponenten her. Ursprünglich war für dieses Jahr ein Umsatz von 150 Millionen Euro angepeilt worden.
Politische Unsicherheiten belasten die Branche
Ob sich die Situation entspanne, hänge vor allem davon ab, ob die Politik verlässliche Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie schaffe. Dazu gehöre auch die Diskussion um das Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035. „Die Hersteller wissen derzeit nicht, was die richtige Strategie ist“, so Chmelik. Dies führe zu Investitionszurückhaltungen und Verunsicherung der Verbraucher, die wiederum für Kaufzurückhaltung sorge. Chmelik befürchtet, dass die Autoproduktion im kommenden Jahr gedrosselt wird – mit negativen Auswirkungen auf die Zulieferer.
Thüringer Automobilindustrie in der Krise
Die umsatzstarke Automobilindustrie in Thüringen wird seit geraumer Zeit von Standortschließungen und Insolvenzen von Zulieferern erschüttert. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es nach Angaben der Branchenvereinigung acht Fälle, bei denen insgesamt 2020 Arbeitsplätze betroffen waren. Der größte Fall einer Standortschließung ist der Scheinwerferhersteller Marelli Automotive Lighting in Brotterode, bei dem es um etwa 800 Arbeitsplätze geht.
Die Automobilindustrie beschäftigt direkt und indirekt etwa 80.000 Arbeitnehmer in Thüringen, und der Jahresumsatz der etwa 690 Firmen liegt bei 9,3 Milliarden Euro. Die aktuelle Krise zeigt deutlich, wie wichtig stabile und verlässliche politische Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind. Die Unsicherheiten, die durch politische Entscheidungen hervorgerufen werden, gefährden nicht nur Unternehmen, sondern auch Tausende von Arbeitsplätzen.
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