Secret-Service-Chefin unter Druck: Rücktritt nach schwerstem Versagen gefordert
Die Chefin des US-Geheimdienstes, Kimberly Cheatle, steht nach dem Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump massiv unter Druck. In einer sechsstündigen Anhörung vor dem US-Kongress räumte sie das schwerste Versagen des Secret Service seit Jahrzehnten ein. Trotz der wiederholten Rücktrittsforderungen von beiden politischen Lagern lehnt Cheatle einen Rücktritt ab.
Schwere Vorwürfe und Rücktrittsforderungen
Nach der Anhörung forderten sowohl der republikanische Vorsitzende des Komitees, James Comer, als auch der ranghöchste Demokrat, Jamie Raskin, den Rücktritt von Cheatle. In einem Schreiben an die Secret-Service-Chefin hieß es, dass sie keine Antworten auf grundlegende Fragen zu diesem eklatanten operativen Versagen geben konnte. Auch könne Cheatle dem amerikanischen Volk nicht zusichern, dass die Behörde nach der Schießerei vom 13. Juli bei der Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania ihre Aufgaben weiterhin erfüllen könne.
Bei dem Attentat wurde das Ohr von Donald Trump verletzt, eine Person wurde getötet und zwei weitere verwundet. Die Politiker betonten, dass das amerikanische Volk und der Kongress eine ernsthafte institutionelle Rechenschaftspflicht und Transparenz verlangen, die Cheatle nicht bieten könne. Sie forderten Cheatle auf, von ihrem Amt als Direktorin zurückzutreten, um einer neuen Führung die Möglichkeit zu geben, diese Krise zügig anzugehen.
Einmütige Rücktrittsforderungen
Sowohl republikanische als auch demokratische Abgeordnete forderten Cheatle bereits während der Anhörung zum Rücktritt auf. Cheatle wies diese Forderungen jedoch zurück und betonte, dass sie die beste Person sei, um den Secret Service zu diesem Zeitpunkt zu leiten. Sie verwies auf ihre 27-jährige Karriere beim US-Geheimdienst und erklärte, dass sie im Amt bleiben und der Behörde, dem Komitee, dem ehemaligen Präsidenten und der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich sein werde.
Das Versagen des Secret Service
Bei dem Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gelang es dem mutmaßlichen Schützen, mehrere Kugeln auf Trump abzufeuern. Der 20-jährige Thomas Matthew Crooks lag dabei auf einem 122 Meter entfernten Dach. Erst nachdem er das Feuer eröffnet hatte, erschoss ein Scharfschütze des US-Geheimdienstes Crooks. Mehrere Möglichkeiten, den Schützen vor dem Attentat zu eliminieren, hatte der Secret Service jedoch nicht wahrgenommen.
Es gab Berichte, wonach Crooks Sicherheitsbeamten bereits vor Trumps Auftritt mit seinem Verhalten aufgefallen war. Der Ex-Präsident durfte jedoch trotzdem die Bühne betreten. Cheatle bestätigte dies und sagte, dass die Personenschützer Trumps zwischen zwei- und fünfmal solche Hinweise erhalten hätten. Es sei jedoch ein Unterschied, ob jemand als „verdächtig“ oder als „tatsächliche Bedrohung“ eingestuft werde. Die Personenschützer seien nicht von einer echten Gefahr für das Leben von Trump ausgegangen.
Kritik und laufende Ermittlungen
Cheatle wurde mehrfach gefragt, warum kein Agent auf dem besagten Gebäude postiert war, blieb aber eine Antwort schuldig und verwies stattdessen auf die laufenden Ermittlungen. Der Geheimdienst steht zudem in der Kritik, die Forderungen nach mehr Personal zum Schutz für Donald Trump verweigert zu haben. Cheatle erklärte, dass die Sicherheitsvorkehrungen für den ehemaligen Präsidenten bereits vor dem Wahlkampf erhöht und mit der Entwicklung der Bedrohungen stetig verbessert worden seien. Der Secret Service habe die von der Trump-Kampagne gewünschten Sicherheitsvorkehrungen für die Kundgebung getroffen.
Die Anhörung am Montag markierte die erste Runde von umfassenden Untersuchungen des Kongresses zum Attentat auf Trump. Die zentrale Frage ist, ob der Geheimdienst seine Aufgabe, aktuelle und ehemalige Präsidenten zu schützen, überhaupt noch erfüllen kann. Cheatle erklärte sich bereit, weiter Geheimdienstinformationen zur Verfügung zu stellen, betonte jedoch, dass die laufenden Untersuchungen sie daran hindern würden. Abgeordnete beider Parteien sprachen sich gegen eine 60-tägige Verzögerung aus und warfen ihr vor, die Befragung des Kongresses zu behindern.
Vor der Befragung sagte Cheatle, die Schießerei in Pennsylvania sei „das bedeutendste operative Versagen des Geheimdienstes seit Jahrzehnten“. Es sei der schlimmste Moment für den Geheimdienst seit dem Vertuschen des Attentats auf US-Präsident Ronald Reagan im Jahr 1981.
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