Rentenbeiträge steigen um 1000 Euro – ein fataler Teufelskreis beginnt
Bis 2035 soll der Rentenbeitrag von derzeit 18,6 Prozent auf 22,3 Prozent steigen, prognostizieren Experten. Danach könnte das Ende der Fahnenstange jedoch noch lange nicht erreicht sein. Deutschland steuert auf einen Teufelskreis zu, der im schlimmsten Fall zum Kollaps des Rentensystems führen könnte. Die Politik ist gefordert, dringend zu handeln.
Immer ältere Wähler, immer mehr Rentenpolitik
Deutschland altert, und damit verändert sich auch das Wahlverhalten der Bürger. Schon heute ist die Hälfte aller Wahlberechtigten älter als 52 Jahre. Diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen für die Rentenpolitik. Ältere Menschen haben weniger Möglichkeiten, durch Sparen fürs Alter vorzusorgen und richten ihre Wahlentscheidung daher verstärkt nach der Rentenhöhe aus. In einer alternden Gesellschaft wird dies immer mehr zur Norm.
Die Politik hat sich dieser Entwicklung angepasst. Während die rot-grüne Regierung Anfang der 2000er-Jahre das Rentenniveau noch senkte, um die Beiträge zu begrenzen, hat die aktuelle Ampelkoalition das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben. Dies führt zwangsläufig zu steigenden Beiträgen – bis 2035 um fast vier Prozent. Diese Mehrbelastung spüren alle Beschäftigten im Geldbeutel.
Höhere Beiträge, weniger Erspartes, ärmere Rentner
Steigende Rentenbeiträge bedeuten für Angestellte weniger Nettogehalt. Bei einem Beitragssatz von 22,3 Prozent, wie ihn Experten für das Jahr 2035 erwarten, müssen Angestellte mit knapp 1000 Euro weniger pro Jahr auskommen. Diese 1000 Euro könnten bei einer Investition in einen ETF mit sieben Prozent Rendite über ein gesamtes Arbeitsleben hinweg rund 300.000 Euro an Ersparnissen bedeuten. Diese Möglichkeit wird zukünftigen Angestellten durch die höheren Rentenbeiträge genommen.
Zusätzlich steigen mit der alternden Bevölkerung auch die Beiträge zur Pflegeversicherung, was die Sparmöglichkeiten weiter einschränkt. Das Rentenniveau bleibt jedoch konstant bei 48 Prozent, was bedeutet, dass zukünftige Rentner ärmer sein werden als die heutige Generation. Ein Teufelskreis droht.
Ärmere Rentner, noch höhere Beiträge, ein Teufelskreis
Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln warnen vor einer gefährlichen Entwicklung in fünf Schritten:
- Wegen geringerer Sparmöglichkeiten bei gleichem Rentenniveau droht ein größerer Teil der Senioren in die Altersarmut abzurutschen.
- Menschen im oder kurz vor dem Rentenalter bleiben auf absehbare Zeit die größte Wählergruppe.
- Die Politik orientiert sich weiterhin an dieser Wählergruppe und hält das Rentenniveau konstant oder hebt es sogar an.
- Um dieses Rentenniveau zu finanzieren, steigen die Rentenbeiträge weiter.
- Angestellten bleiben wegen steigender Beiträge noch weniger Sparmöglichkeiten, weshalb sie noch stärker auf ihre Renten angewiesen sind.
Schlimmstenfalls könnte Deutschland in genau diesen Teufelskreis geraten: immer höhere Rentenbeiträge, immer weniger Erspartes und daher immer weiter steigende Beiträge. Bis das System zusammenbricht.
Ein Ausweg: Private Vorsorge und politische Unterstützung
Deutschland könnte diesem Teufelskreis entkommen, indem Angestellte trotz steigender Beiträge mehr privat für das Alter vorsorgen. Das Land braucht eine Generation, die im Alter nicht so stark auf die Rente angewiesen ist, dass sie die Politik zu Beitragserhöhungen zwingt. Eine Herausforderung, die die Politik aber unterstützen kann: Steuern und andere Abgaben können so gestaltet werden, dass die Belastung für die Bürger insgesamt erträglicher wird.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat kürzlich Pläne in diese Richtung vorgestellt. Diese gleichen die Mehrausgaben für die Renten- und Pflegeversicherung zwar nicht in einem Schritt aus, aber die volle Belastung tritt erst in einigen Jahren ein. Die Bundesregierung hat also noch Zeit, mehrere Schritte folgen zu lassen, um die Altersvorsorge zu erleichtern.
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