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25.09.2024
06:09 Uhr

Qualifizierte Arbeitskräfte dringend gesucht: Deutschlands Wirtschaft am Scheideweg

Qualifizierte Arbeitskräfte dringend gesucht: Deutschlands Wirtschaft am Scheideweg

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer immensen Herausforderung: Der Fachkräftemangel hat mittlerweile alle Branchen erfasst und droht, die Produktivität des Landes nachhaltig zu beeinträchtigen. Eine aktuelle Umfrage verdeutlicht die Dramatik der Lage: Jeder zweite Berufstätige sieht den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als erhebliches Problem für sein Unternehmen.

Rückgang der Arbeitsstunden: Ein alarmierendes Signal

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) gehen derzeit 46 Millionen Menschen in Deutschland einer Arbeit nach, davon sind 34,9 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Doch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro Erwerbstätigem ist auf einem Rekordtiefstand: Im Jahr 2023 arbeiteten die Beschäftigten im Durchschnitt nur noch 1.345 Stunden pro Kopf. Zum Vergleich: 1991 lag dieser Wert noch bei 1.554 Stunden.

Jahr für Jahr weniger Arbeitsstunden

  • 1991: 1.554 Stunden
  • 1995: 1.531 Stunden
  • 2000: 1.466 Stunden
  • 2005: 1.432 Stunden
  • 2010: 1.426 Stunden
  • 2015: 1.401 Stunden
  • 2020: 1.315 Stunden
  • 2023: 1.345 Stunden

Diese Entwicklung ist besorgniserregend, zumal immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen und die Babyboomer-Generation eine riesige Lücke hinterlässt. Diejenigen, die noch arbeiten könnten, scheinen nicht mehr bereit zu sein, sich voll einzubringen.

Eltern wollen mehr arbeiten, aber die Kinderbetreuung fehlt

Eine neue Umfrage des Versicherungsunternehmens HDI zeigt jedoch, dass viele Beschäftigte durchaus bereit wären, mehr zu arbeiten. 41 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aufgrund mangelnder Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht mehr arbeiten können. 20 Prozent haben sogar ihren Kinderwunsch aufgrund der schlechten Betreuungssituation zurückgestellt.

„Mit dem Ausscheiden der sogenannten Babyboomer bekommt der Fachkräftemangel in Deutschland eine neue Dimension. Gleichzeitig gelingt es nicht, mit bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten diejenigen zu unterstützen, die eigentlich gerne mehr arbeiten wollen. Dieses Spannungsfeld stellt die gesamte deutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen, deren Lösung existenziell für Deutschland ist,“ so Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland.

Appell an Politik und Unternehmen: Kinderbetreuung verbessern

Die Unzufriedenheit mit der Kinderbetreuung ist hoch: Fast die Hälfte der befragten Eltern hält das Angebot für „gar nicht“ oder „weniger“ gut. Caroline Schlienkamp, Personalvorständin der HDI Group, fordert Unternehmen und Politik auf, mehr für die Kinderbetreuung zu tun. „Mütter und Väter möchten gerne aus der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückkehren. Und auch Eltern von kleinen Kindern möchten Karriere machen. Arbeitgeber können Plätze in betriebseigenen Kitas und über Kooperationen bedarfsgerechte Kinderbetreuungsmöglichkeiten bieten, auch wir tun das. Aber das Thema müssen Bund, Länder und Kommunen weiter forcieren,“ so Schlienkamp.

Flexible Arbeitszeiten als Lösung?

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass insbesondere Frauen gerne mehr arbeiten würden, während Männer eher weniger arbeiten möchten. Dies spiegelt den Wunsch vieler junger Väter nach mehr Familienzeit wider. Auch ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) betont, dass flexible Arbeitszeiten entscheidend sein könnten, um Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen.

Insgesamt zeigt sich, dass die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen steht. Eine Lösung könnte in einer besseren Kinderbetreuung und flexibleren Arbeitszeitmodellen liegen. Doch hierfür sind nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Politik gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

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