Pleitewelle trifft deutsche Wirtschaft: Insolvenzen steigen um 23 Prozent
Die deutsche Wirtschaft steht vor einer beispiellosen Herausforderung. Laut Creditreform, einem renommierten Wirtschaftsauskunftei und Inkassodienstleister, ist die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2023 um 23,5 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg markiert, so Creditreform, "endgültig das Ende des paradoxen Insolvenzgeschehens der Corona-Jahre."
Hohe Energiepreise und Zinswende treffen Unternehmen hart
Die Pleitewelle trifft große Unternehmen ebenso wie den Mittelstand. Betroffen sind vor allem die Branchen Maschinenbau, Handel, Baugewerbe, Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungsbereich. Auch Kliniken sind betroffen, wobei zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage als schlecht oder sehr schlecht bezeichnen. Insgesamt sind schätzungsweise 205.000 Arbeitsplätze bedroht oder bereits weggefallen.
Steigende Insolvenzen trotz Corona-Hilfen
Die Corona-Jahre werden oft als Auslöser der Pleitewelle genannt. Nach den großzügig gewährten Corona-Hilfen folgten Rückzahlungsbescheide, die für viele Unternehmen zur Belastung wurden. Das Wirtschaftsministerium spricht jedoch von "Sondereffekten", die noch aus der Corona-Zeit resultieren. Die hohen Energiekosten, die viele Unternehmen in die Insolvenz treiben, werden dabei oft nicht erwähnt.
Alle Hauptwirtschaftsbereiche von Insolvenzen betroffen
Unabhängig davon, wie das Wirtschaftsministerium die Situation bezeichnet, verzeichnen sämtliche Hauptwirtschaftsbereiche deutlich höhere Fallzahlen. Im Baugewerbe gab es ein Plus von 20,8 Prozent, im Dienstleistungsbereich von 22,5 Prozent, im Handel waren es 26 Prozent mehr Insolvenzen und im Verarbeitenden Gewerbe sogar 30,2 Prozent. Bei Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern lagen die Fallzahlen um 50 Prozent über dem Vorjahreswert.
Insolvenzen im Handel
Im Jahr 2023 gab es zahlreiche prominente Insolvenzen im Handel, darunter Peek & Cloppenburg und die Real GmbH. Bei Unternehmen mittlerer Größe mit 51 bis 250 Beschäftigten stiegen die Insolvenzen sogar um rund 76 Prozent, bei kleinen Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten um knapp 19 Prozent.
Die Insolvenzspirale dreht sich weiter
Insolvenzexperte Hantzsch erläutert, dass das Insolvenzgeschehen sich auf breiter Front beschleunigt hat. Viele Unternehmen, die nun insolvent sind, haben jahrelang gegen multiple Krisen wie Corona, Inflation und Fachkräftemangel angekämpft. Der Anteil der GmbH am gesamten Insolvenzgeschehen stieg gegenüber dem Vorjahr von 39,0 auf 42,4 Prozent.
"Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung", so Creditreform.
Der wirtschaftliche Schaden durch die Insolvenzen, nämlich die ausfallbedrohten Forderungen von Gläubigern, wird von Creditreform auf rund 34 Milliarden Euro beziffert. Es bleibt abzuwarten, wie die deutsche Wirtschaft diese Krise bewältigen wird und welche Maßnahmen die Politik ergreifen wird, um die Unternehmen zu unterstützen.
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