Massiver Anstieg von Straftaten mit Messern in Berlin – insbesondere bei Minderjährigen
Die Zahl der Straftaten mit Messern hat in Berlin in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Besonders alarmierend ist dabei die steigende Beteiligung von Minderjährigen an diesen Vergehen. Dies geht aus einer Antwort des Berliner Senats und der Polizei auf eine Anfrage des Grünen-Sprechers für Innenpolitik, Vasili Franco, hervor.
Besorgniserregende Zahlen bei Kindern und Jugendlichen
Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Kinder unter 14 Jahren, die bei Straftaten mit Messern auffielen, von 52 im Jahr 2020 auf 142 im vergangenen Jahr angestiegen ist. Bei Jugendlichen lagen die Zahlen noch höher: 2020 wurden 255 Jugendliche als mutmaßliche Täter festgestellt, 2022 waren es 392 und im letzten Jahr 369 Verdächtige. Franco bezeichnete diesen Anstieg als „relevant und problematisch“.
Gesamtzahl der Messer-Straftaten nimmt zu
Auch die Gesamtzahl aller erfassten Verdächtigen bei Taten mit Messern ist in Berlin seit 2020 deutlich gestiegen: von 1948 auf 2575 im letzten Jahr. Der größte Teil der Verdächtigen waren Männer im Erwachsenenalter. Knapp 1200 hatten die deutsche Nationalität, mehr als 1300 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die größten Gruppen waren Türken (158), Syrer (141), Bulgaren (77) und Afghanen (71). Fast alle Verdächtigen hatten ihren Wohnsitz in Berlin, etwa zehn Prozent (286) waren ohne festen Wohnsitz.
Häufige Tatorte und Opfer
Von den insgesamt 3482 registrierten Straftaten, bei denen ein Messer eine Rolle spielte, handelte es sich meist um Körperverletzungen. Weitere Delikte waren Raubüberfälle, Nötigung und Bedrohung. Die meisten Taten ereigneten sich auf der Straße (1141 Fälle), gefolgt von Wohnungen (945), Parks (199) und Bahnhöfen (126). Weit mehr als die Hälfte der Opfer dieser Straftaten wurde nicht verletzt (2821), da es sich oft nur um Drohungen handelte. Es gab jedoch 1135 leicht verletzte Menschen, 207 Schwerverletzte und 14 Tote durch Messerstiche.
Politische Reaktionen und Forderungen
Vasili Franco betonte, dass die vorliegenden Zahlen des Senats nur an der Oberfläche kratzten. Eine Reduzierung der Diskussion auf Herkunft, Migrationshintergrund oder Jugendliche greife kriminologisch ins Leere. Es brauche fundierte Erkenntnisse darüber, in welchen Situationen Messer eingesetzt, warum sie mitgeführt und in welchen Konstellationen Taten begangen werden, um die Ursachen von Messerangriffen zu verstehen. Statt „Scheindebatten über Verbotszonen“ sei ein differenziertes Lagebild der Waffenkriminalität, basierend auf wissenschaftlicher Expertise, notwendig.
Der Innenpolitiker wies zudem darauf hin, dass Messer im Kontext häuslicher Gewalt kaum thematisiert würden. „15 Prozent aller Messerangriffe finden hinter verschlossenen Türen statt“, so Franco. Der Haushalt müsse unter „Investitionen in die innere Sicherheit“ daher auch „Gelder für Präventions- und Hilfsangebote“ verstehen.
Franco stellte fest, dass von den 12.170 Fällen und 9083 Verdächtigen in den letzten Jahren nur 2311 Erledigungen vor einem Gericht folgten. „Daraus folgt, dass einem Großteil der Tatverdächtigen die Tat zumindest nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte oder bereits nach der Erfassung der Polizei nicht genügend Substanz für Ermittlungen gegeben war.“
Die alarmierenden Zahlen und die politischen Forderungen zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Sicherheit in Berlin zu gewährleisten und insbesondere Kinder und Jugendliche vor einer kriminellen Laufbahn zu bewahren.
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