Künstliche Intelligenz und Aktienauswahl: Eine Analyse der Performance
Die Faszination für künstliche Intelligenz (KI) erreicht auch den Finanzsektor. Immer häufiger stellt sich die Frage, ob Algorithmen und KI-gesteuerte Systeme die traditionelle Aktienauswahl und damit auch menschliche Expertise in den Schatten stellen können. Ein Experiment des Handelsblatts hat nun Aufschluss darüber gegeben, wie sich eine von KI ausgewählte Aktienauswahl im Vergleich zum Markt schlägt.
Die KI als Anlageberater: Mehr als nur ein Trend?
Das Handelsblatt führte einen Selbsttest durch, bei dem die KI ChatGPT mit der Herausforderung konfrontiert wurde, aus einem Betrag von 500 Euro möglichst schnell ein Vermögen zu machen. Die Ergebnisse sind durchaus beachtenswert: Ein KI-Portfolio, das vor einem Jahr zusammengestellt wurde, konnte sich im Wert verdoppeln. Dabei setzte die KI auf Aktien von Unternehmen wie Paypal, Qualcomm, Meta, Airbnb und Nvidia – eine Auswahl, die ein Plus von 107 Prozent erzielte. Besonders Nvidia trug mit einer Kursexplosion maßgeblich zur Performance bei.
Die Grenzen der künstlichen Intelligenz
Dennoch offenbarte der Test auch Grenzen der KI. So wurden anfangs ETFs empfohlen, die für deutsche Anleger nicht verfügbar sind. Erst nach einer Korrektur schlug die KI handelbare Varianten vor. Experten wie Kapitalmarktanalystin Barbara Claus kritisierten zudem, dass die anfängliche Auswahl nicht optimal gewesen sei, da sie zwei MSCI-World-ETFs enthielt und ein ETF auf US-Werte, was aufgrund des ohnehin starken US-Schwerpunkts beim MSCI World redundant sei.
Das "Zahnarzt-Portfolio" und der Häufigkeits-Bias
Finanzprofessor Christian Rieck merkte an, dass die KI vor allem mit US-Daten trainiert wurde und daher einen Häufigkeits-Bias aufweise: Einmal verbreitete Informationen werden fortlaufend repliziert, was zu einem Portfolio führt, das zwar bekannte Unternehmen enthält, aber keine echten Geheimtipps bietet. Das Ergebnis ist ein sogenanntes "Zahnarzt-Portfolio", also eine Zusammenstellung populärer und häufig diskutierter Aktien.
Kritische Betrachtung alternativer Anlageformen
Während die KI also durchaus in der Lage ist, beachtliche Renditen zu erzielen, bleibt die Frage offen, ob sie tatsächlich die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl eines erfahrenen Anlegers ersetzen kann. Insbesondere in einem Marktumfeld, in dem traditionelle Anlageformen wie ETFs für ihre Transparenz und Kosteneffizienz geschätzt werden, muss die Rolle der KI in der Anlageberatung kritisch hinterfragt werden. Es scheint, als ob die KI zwar unterstützen, aber nicht gänzlich den menschlichen Berater ersetzen kann.
Fazit: KI als Hilfsmittel, nicht als Allheilmittel
Die Ergebnisse des Handelsblatt-Tests zeigen, dass künstliche Intelligenz ein potentes Werkzeug im Arsenal des Anlegers sein kann, aber ihre Empfehlungen sollten mit Vorsicht und unter Berücksichtigung des individuellen Marktzugangs und der persönlichen Risikobereitschaft betrachtet werden. Letztlich bleibt es eine Kombination aus menschlicher Expertise und technologischer Unterstützung, die den Weg zu einer erfolgreichen Anlagestrategie ebnet.
Die Zukunft der KI in der Finanzwelt
Obwohl die KI beeindruckende Ergebnisse erzielte, bleibt die Zukunft ihrer Rolle in der Finanzwelt ungewiss. Die Technologie entwickelt sich rasant weiter, und es ist davon auszugehen, dass sie zukünftig noch präzisere und individuellere Anlagestrategien ermöglichen wird. Für den konservativen Anleger jedoch dürfte die Devise weiterhin lauten: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Denn trotz aller technologischer Fortschritte bleibt der menschliche Verstand unersetzlich, wenn es darum geht, langfristige und nachhaltige Anlageentscheidungen zu treffen.
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