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22.10.2024
06:17 Uhr

Krise bei ZF Friedrichshafen: Massive Schulden und drastischer Stellenabbau

Krise bei ZF Friedrichshafen: Massive Schulden und drastischer Stellenabbau

Die Automobilindustrie befindet sich in einer zunehmend kritischen Lage, und dies trifft auch den weltweit agierenden Autozulieferer ZF Friedrichshafen hart. Das Unternehmen kämpft mit Milliardenschulden, enttäuschenden Geschäftsergebnissen und notwendigen Einsparungen. Bis zum Ende des nächsten Jahres sollen 1.800 Arbeitsplätze am Standort Saarbrücken abgebaut werden. Auch deutschlandweit sind tausende weitere Stellen gefährdet.

Massiver Stellenabbau trotz neuer Fertigungslinien

In Saarbrücken stellt ZF Friedrichshafen Getriebe für Autos mit Verbrennungsmotoren, Hybridfahrzeuge und Elektroautos her. Trotz neuer Fertigungslinien für den Elektroautozweig sind die Anlagen aufgrund eines Rückgangs der Aufträge nicht voll ausgelastet. Insgesamt sind rund 10.000 Mitarbeiter am Standort Saarbrücken für den Autozulieferer tätig. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 168.700 Mitarbeiter an 162 Produktionsstandorten in 31 Ländern.

Umsatzeinbruch und Sparmaßnahmen

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte ZF Friedrichshafen einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro. Allerdings musste das Unternehmen seine Umsatzprognosen kürzlich nach unten korrigieren und erwartet nun einen Umsatz zwischen 40 und 42 Milliarden Euro, anstatt der zuvor prognostizierten über 42 Milliarden. Dies erhöht den Druck auf das Unternehmen, weitere Sparmaßnahmen zu ergreifen, um seine wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Kritik vom Betriebsrat

ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich kritisiert den geplanten Stellenabbau als „falsch“. Er argumentiert, dass nur etwa 15 Prozent der Produktionskosten auf Personalkosten entfallen. In weniger personalintensiven Bereichen wie der Elektromobilität liegen diese Kosten sogar nur bei fünf bis acht Prozent. Dietrich ist der Ansicht, dass nicht die Mitarbeiter das Problem sind, sondern die Häufigkeit der Krisen: Corona, Lieferschwierigkeiten und steigende Energiekosten.

Werkschließungen und Zukunftssorgen

Der Autozulieferer plant einen massiven Stellenabbau. Zwischen 11.000 und 14.000 Stellen sollen allein in Deutschland wegfallen, wo das Unternehmen über 50.000 Mitarbeiter beschäftigt. Bisher steht fest, dass 1.800 Stellen in Saarbrücken betroffen sein werden. Die Einsparungen könnten auch kleinere Werke treffen. Eine Unternehmenssprecherin von ZF teilte auf Anfrage des BR mit, es gebe „einige Standorte, die nicht die notwendigen Ergebnisse erreichen.“ An diesen Standorten müssten laut ZF „Verbesserungsmaßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit“ erhöhen.

Ex-Vizekanzler Gabriel übt scharfe Kritik

Der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte kürzlich das Vorgehen der Bundesregierung in Bezug auf die Krise der Automobilindustrie. Er argumentiert, dass kein anderes Land der Welt „eine der wichtigsten Säulen“ der Volkswirtschaft und des Wohlstands „mutwillig“ ruinieren würde. Die Krise sei vorhersehbar gewesen. Seine Sorge gilt weniger den großen Autokonzernen wie VW, die ohnehin viele Krisen bewältigen mussten. „Ich sorge mich viel mehr um viele Zulieferer. Das ist ein stilles Sterben“, so Gabriel. „Wo bleibt der Aufschrei?“

Die aktuelle Situation bei ZF Friedrichshafen verdeutlicht die tiefgreifenden Probleme, mit denen die deutsche Automobilindustrie konfrontiert ist. Es bleibt abzuwarten, wie die Verantwortlichen auf diese Krise reagieren werden und ob es gelingt, die wirtschaftliche Stabilität und die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

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