Kontroversen um Spendengelder für gestohlene Stolpersteine in Zeitz
In Zeitz, Sachsen-Anhalt, sorgt die geplante Umverteilung von Spendengeldern, die ursprünglich für gestohlene Stolpersteine und ein jüdisches Zentrum gesammelt wurden, für erhebliche Diskussionen. Insgesamt sind 49.000 Euro an Spenden zusammengekommen, die nun nach dem Willen des Landkreises anderweitig verwendet werden sollen.
Hintergrund der Spendenaktion
Am 7. Oktober wurden alle zehn Stolpersteine in Zeitz gestohlen, was zu einem Spendenaufruf des Landrats Götz Ulrich (CDU) führte. Innerhalb kurzer Zeit kamen 50.000 Euro zusammen, obwohl die Kosten für die neuen Stolpersteine lediglich 1.200 Euro betragen. Der ursprüngliche Plan sah vor, die überschüssigen Spenden dem Simon-Rau-Zentrum in Weißenfels zukommen zu lassen, das sich gegen Antisemitismus engagiert und die Synagoge in Weißenfels saniert.
Änderung der Verwendungszwecke
Nun soll jedoch eine Jury über die Verwendung der überschüssigen Spendengelder entscheiden. Diese Jury soll sich aus Vertretern des Burgenlandkreises, der Stadt Zeitz und auch einem Vertreter des Simon-Rau-Zentrums zusammensetzen. Die Gelder sollen für Projekte verwendet werden, die sich mit dem jüdischen Leben in Zeitz beschäftigen, wie die Initiative Stolpersteine Zeitz und die Gedenkstätte Rehmsdorf.
Rechtliche und moralische Fragen
Der Vorstandsvorsitzende des Simon-Rau-Zentrums, Enrico Kabisch, hatte ursprünglich sein Einverständnis gegeben, dass nicht benötigte Spenden seinem Zentrum überstellt werden. Er kritisiert nun, dass der Landkreis mit dem guten Namen seines Zentrums geworben habe, ohne die Absicht, die Gelder tatsächlich weiterzuleiten. Rechtsanwalt Alexander Vielwerth erklärt, dass es sich um eine zweckgebundene Spende handelt und die Spender ihr Geld zurückverlangen könnten. Der Landkreis mache sich jedoch nicht strafbar, da es keine Absicht zur Zweckentfremdung bei Spendenaufruf gegeben habe.
Weitere Diebstähle und mögliche Zusammenhänge
Zeitz ist nicht der einzige Ort, an dem Stolpersteine gestohlen wurden. Auch in Halle an der Saale wurden kurz vor dem 9. Oktober fünf Stolpersteine entwendet. Die Ermittlungen der Polizei laufen in alle Richtungen, wobei ein antisemitischer Hintergrund nicht ausgeschlossen wird. Es wird auch geprüft, ob es Zusammenhänge mit dem Diebstahl in Zeitz gibt.
Reaktionen der Bevölkerung
Die Entscheidung zur Umverteilung der Spendengelder hat in der Bevölkerung unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während einige Bürger Verständnis für die Umverteilung zeigen, sind andere empört und fordern, dass die Gelder wie ursprünglich geplant dem Simon-Rau-Zentrum zugutekommen. Kritische Stimmen befürchten, dass das Vertrauen in Spendenaufrufe und deren Verwendung nachhaltig beschädigt werden könnte.
Diese Kontroversen werfen ein Schlaglicht auf den Umgang mit Spendengeldern und die Transparenz bei deren Verwendung. Es bleibt abzuwarten, wie die Jury entscheiden wird und ob die Spender ihr Vertrauen in die Verantwortlichen zurückgewinnen können.
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