Italienische Großbank Unicredit erleidet Rückschlag bei Übernahmeversuch
Die italienische Großbank Unicredit muss einen herben Rückschlag bei ihren Expansionsplänen hinnehmen. Der Verwaltungsrat der Banco BPM, Italiens drittgrößter Bank, lehnte am Dienstag ein Übernahmeangebot in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro ab. Als Hauptgründe wurden ein zu geringer Mehrwert für die Aktionäre sowie Bedenken hinsichtlich eines möglichen Stellenabbaus bei den 20.000 Mitarbeitern genannt.
Politischer Gegenwind aus Rom
Neben den wirtschaftlichen Hürden sieht sich Unicredit auch mit erheblichem politischen Widerstand konfrontiert. Besonders deutlich wurde dies durch die scharfe Kritik des stellvertretenden Ministerpräsidenten Matteo Salvini von der rechten Lega-Partei. In einer bemerkenswerten Aussage sprach er der Unicredit sogar ihre italienische Identität ab, obwohl die Bank ihren Hauptsitz in Mailand hat und größtenteils von italienischen Investoren gehalten wird.
Regierung droht mit "Golden Power"
Besonders brisant erscheint die Ankündigung des Finanz- und Wirtschaftsministers Giancarlo Giorgetti, das Übernahmeprojekt unter der "Golden Power"-Gesetzgebung zu prüfen. Diese Regelung, die ursprünglich zum Schutz vor ausländischen Übernahmen in strategischen Wirtschaftsbereichen gedacht war, könnte nun auch bei dieser inländischen Transaktion zur Anwendung kommen.
Regierungspläne in Gefahr
Der Widerstand der italienischen Regierung erklärt sich vor allem aus der Sorge um ihre eigenen strategischen Bankenpläne. Die Regierung in Rom verfolgt das Ziel, neben den Marktführern Intesa Sanpaolo und Unicredit einen dritten starken Bankenpol zu etablieren. Dieser sollte ursprünglich aus der Banco BPM und der traditionsreichen Monte dei Paschi di Siena entstehen.
"Ich zitiere von Clausewitz: Der sicherste Weg, den Krieg zu verlieren, ist, an zwei Fronten zu kämpfen", kommentierte Wirtschaftsminister Giorgetti die Situation mit Blick auf Unicredits parallele Interessensbekundungen an der Commerzbank.
Machtspiele der italienischen Elite
In Mailänder Finanzkreisen werden zunehmend Befürchtungen laut, dass sich die italienische Politik zum Interessenverwalter einiger weniger einflussreicher Investoren entwickelt. Diese könnten mit verhältnismäßig geringem finanziellem Einsatz erheblichen Einfluss auf die Bankenlandschaft ausüben. Ein Muster, das in der jüngeren italienischen Wirtschaftsgeschichte nicht unbekannt ist.
Die Finanzmärkte reagierten zunächst verhalten auf die Entwicklungen. Die Aktienkurse sowohl von Unicredit als auch von Banco BPM zeigten sich am Dienstag weitgehend unverändert. Für Unicredit-Chef Andrea Orcel stellt sich nun die Frage, ob er sein Angebot nachbessern und Arbeitsplatzgarantien aussprechen will, um doch noch zum Erfolg zu kommen.
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