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02.10.2024
15:11 Uhr

Gashändler ignorieren Deutschland: LNG-Lieferungen trotz Strafen nach Asien umgeleitet

Gashändler ignorieren Deutschland: LNG-Lieferungen trotz Strafen nach Asien umgeleitet

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat Deutschland große Anstrengungen unternommen, um sich von der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen und alternative Energiequellen zu erschließen. Flüssigerdgas (LNG) spielt dabei eine zentrale Rolle. Doch die Eigenversorgung mit LNG scheint nicht reibungslos zu funktionieren. Zahlreiche Händler ziehen es vor, ihre Lieferungen trotz drohender Strafen nach Asien umzuleiten, um dort höhere Gewinne zu erzielen.

Warum ist Deutschland für LNG-Händler unattraktiv?

Nach Angaben der Deutschen Energy Terminal (DET), der bundeseigenen Gesellschaft für den Betrieb von LNG-Terminals, entscheiden sich einige Händler dafür, Gebühren für ursprünglich nach Deutschland bestimmte Lieferungen zu zahlen, um die Fracht dann nach Asien umzuleiten. Wie das amerikanische Nachrichtenportal Bloomberg berichtet, ist dies für die Händler finanziell attraktiver.

Die Bundesregierung hat im Juli 2024 betont, dass der Ausbau der LNG-Infrastruktur essenziell für die Versorgungssicherheit in Deutschland sei. Im Rahmen des LNG-Beschleunigungsgesetzes von Wirtschaftsminister Robert Habeck wurden fünf LNG-Terminals gebaut. Doch trotz dieser Bemühungen bleibt das Geschäft in Deutschland für viele Händler nicht attraktiv genug.

Strafen halten Händler nicht ab

Die deutschen LNG-Verträge enthalten Lieferverpflichtungen, um Händler davon abzuhalten, ihre Lieferungen umzuleiten. Bei Verstößen droht eine Strafe, die etwa einem Prozent des Wertes einer LNG-Fracht entspricht. Doch wie DET-Chef Peter Röttgen erklärte, scheint dies nicht zu funktionieren: „Zwei, drei Ladungen sind in letzter Zeit nicht angekommen, und da sagen die Händler: ‚Oh, ich zahle die Gebühr für das Terminal, aber ich fahre lieber nach Asien‘.“

Wettbewerbsfähige Preise und ungenutzte Kapazitäten

Eine Ausschreibung für LNG-Kapazitäten an den staatlichen Terminals blieb im Juni ergebnislos, was Röttgen mit den hohen Preisen begründet, die DET aus Wettbewerbsgründen festgelegt habe. Diese Situation könnte sich noch verschärfen, da LNG-Exporte aus den USA nach Asien in den kommenden Monaten laut Bloomberg lukrativer eingestuft werden als Exporte nach Europa.

Derzeit sind die deutschen LNG-Anlagen nur zu knapp 41 Prozent ausgelastet, wie Daten von Gas Infrastructure Europe (GIE) zeigen. Nur das LNG-Terminal Mukran speist momentan ins Gasnetz ein. Die Gasspeicher in Deutschland sind laut GIE zwar zu 96 Prozent gefüllt, doch die Aussagen von DET-Chef Röttgen verdeutlichen, wie schnell es zu Lieferengpässen kommen kann, wenn die Nachfrage in anderen Regionen steigt und Händler dort zu besseren Preisen liefern können.

Die Folgen für Deutschlands Energieversorgung

Seit der Invasion Russlands in der Ukraine und dem Wegfall der russischen Gaslieferungen ist Deutschland auf andere Lieferanten angewiesen, vor allem auf die USA. Diese Entwicklung zeigt, wie riskant die Abhängigkeit von umleitbaren Lieferungen ist und unterstreicht die Notwendigkeit eines Ausbaus der eigenen Energieversorgung.

Die aktuellen Herausforderungen werfen ein kritisches Licht auf die Energiepolitik der Bundesregierung. Es bleibt abzuwarten, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten und ob Deutschland attraktive Bedingungen schaffen kann, um LNG-Händler im Land zu halten.

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