EU-Wasserstoffstrategie: Utopische Ziele und physikalische Unmöglichkeiten
Wasserstoff als Hoffnungsträger der Energiewende?
Die Europäische Union sieht Wasserstoff als Schlüssel zur Dekarbonisierung der Energieversorgung. Doch die ambitionierten Ziele scheinen an den physikalischen Gesetzen zu scheitern. Für die geplante Menge an Wasserstoff müssten die Produktionsanlagen 35 Stunden pro Tag und 530 Tage im Jahr laufen – eine offensichtliche Unmöglichkeit.
Die EU-Wasserstoffstrategie im Detail
Am 8. Juli 2020 verkündete die Europäische Kommission ihre Wasserstoffstrategie, die bis 2030 die Erzeugung von zehn Millionen Tonnen „grünen“ Wasserstoffs vorsieht. Dies soll durch Elektrolyseure mit einer elektrischen Leistungsaufnahme von mindestens 40 Gigawatt (GW) erreicht werden. Doch bereits jetzt, vier Jahre später, warnt der Europäische Rechnungshof, dass diese Ziele voraussichtlich nicht erreicht werden.
Physikalische Unmöglichkeiten
Die Erzeugung von zehn Millionen Tonnen Wasserstoff erfordert eine jährliche Energieaufnahme aus „grünem“ Strom von rund 510 Terawattstunden (TWh). Dies bedeutet, dass die Elektrolyseure 12.800 Stunden pro Jahr laufen müssten, während ein Jahr nur 8.760 Stunden hat. Selbst bei einem unrealistischen Wirkungsgrad von 100 Prozent wären 8.325 Volllaststunden pro Jahr nötig – ebenfalls utopisch.
Realitätsferne Planungen
Die EU-Kommission scheint grundlegende physikalische und technische Realitäten ignoriert zu haben. Selbst wenn man von einem Wirkungsgrad von 65 Prozent und einer jährlichen Betriebsdauer von 3.700 Stunden ausgeht, wären 170 GW Elektrolyseleistung nötig – mehr als das Vierfache der aktuellen Zielsetzung.
Die Zukunftsvision bis 2050
Bis 2050 plant die EU-Kommission, die Elektrolyseleistung auf 500 GW zu steigern. Dies würde bedeuten, dass ein Viertel des gesamten erzeugten erneuerbaren Stroms in „grünen“ Wasserstoff umgewandelt werden müsste. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch aller 27 EU-Staaten lag 2023 bei 2.441 TWh. Die geplante Steigerung der erneuerbaren Stromerzeugung auf 25.600 TWh bis 2050 erscheint daher mehr als unrealistisch.
Notwendige Überarbeitung der Strategie
Angesichts dieser Zahlen sollte die EU-Kommission ihre Wasserstoffstrategie dringend überarbeiten. Es ist unverantwortlich, politische Entscheidungen auf fehlerhaften technischen Grunddaten zu basieren. Nur durch realistische und belastbare Zahlen kann die Energiewende erfolgreich gestaltet werden.
Fazit
Die ambitionierten Wasserstoffziele der EU stehen auf wackeligen Füßen. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen die physikalischen Realitäten anerkennen und ihre Strategien entsprechend anpassen. Andernfalls droht ein Scheitern der Energiewende, das die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gefährden könnte.
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