
EU rüstet sich für den Ernstfall: Notfalltaschen und Krisenübungen für 450 Millionen Bürger
Die Europäische Union scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben: In einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen, nicht zuletzt durch den andauernden Ukraine-Konflikt, will Brüssel seine Bürger nun systematisch auf mögliche Krisen- und Kriegsszenarien vorbereiten. Ein ambitionierter Plan, der allerdings auch Fragen aufwirft.
72 Stunden Überlebenszeit als neuer Standard
Die EU-Kommissarin für Krisenmanagement, Hadja Lahbib, hat eine "Strategie zur Vorbereitung auf kriegsbedingte Krisen" vorgestellt. Im Zentrum steht dabei die Empfehlung, dass jeder EU-Bürger eine Notfalltasche bereithalten sollte, die ein 72-stündiges Überleben ermöglicht. Die Liste der empfohlenen Gegenstände umfasst etwa zehn elementare Items - von Trinkwasser über Ausweispapiere bis hin zu Streichhölzern und einer Taschenlampe.
Finnisches Vorbild für ganz Europa
Besonders interessant: Als Vorbild für diese Initiative dient ausgerechnet Finnland, das seit Jahren seine Bevölkerung auf einen möglichen Konflikt mit Russland vorbereitet. Ein mehr als 160-seitiger Bericht des ehemaligen finnischen Präsidenten Sauli Niinistö bildet die Grundlage für die nun vorgestellten EU-weiten Maßnahmen. In Zeiten, in denen der Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt ist, erscheint dieser Ansatz durchaus weitsichtig.
Umfassender Aktionsplan mit weitreichenden Konsequenzen
Die neue EU-Strategie umfasst nicht weniger als 30 Leitaktionen. Dabei geht es um weit mehr als nur um persönliche Notfallvorsorge. Die Kommission fordert die Mitgliedsstaaten zur Bevorratung kritischer Ausrüstung auf und will Mindeststandards für grundlegende Dienstleistungen wie Krankenhäuser, Schulen und Verkehr etablieren.
Bereitschaftsübungen und Schulprogramme geplant
Besonders bemerkenswert ist die Planung eines "EU-Bereitschaftstages" an Schulen sowie groß angelegter Übungen unter Beteiligung von Streitkräften, Katastrophenschutz und anderen Sicherheitskräften. Diese Maßnahmen erinnern stark an Zeiten des Kalten Krieges - ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die Lage von den Verantwortlichen eingeschätzt wird.
Kritische Betrachtung der Maßnahmen
Während die grundsätzliche Stoßrichtung der Initiative zu begrüßen ist, stellt sich die Frage, ob diese Maßnahmen nicht zu spät kommen. Jahrelang wurde die Verteidigungsbereitschaft Europas vernachlässigt, während man sich in falscher Sicherheit wiegte. Nun scheint man in hektischen Aktionismus zu verfallen.
Besonders fragwürdig erscheint auch die Tatsache, dass die EU-Kommission unter von der Leyen erst jetzt, nach Jahren der Krisen, einen "proaktiven Ansatz zur Vorsorge" entwickelt. Die Realität hat die politischen Entscheidungsträger offenbar unsanft eingeholt.
Fazit: Späte Einsicht, aber richtiger Schritt
Trotz aller berechtigten Kritik an der späten Reaktion: Die Initiative der EU-Kommission ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In einer Welt zunehmender Unsicherheiten und Bedrohungen ist eine vorausschauende Krisenvorbereitung unerlässlich. Nun liegt es an den einzelnen Mitgliedsstaaten, diese Vorgaben sinnvoll umzusetzen - und an jedem einzelnen Bürger, die empfohlenen Vorsorgemaßnahmen ernst zu nehmen.

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