Drohen Beitragserhöhungen bei Krankenkassen? Experten warnen vor finanziellen Engpässen
Die finanzielle Lage der deutschen Krankenkassen ist alarmierend. Millionen Versicherte müssen sich im Bundestagswahljahr auf höhere Kranken- und Pflegebeiträge einstellen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte gegenüber dem Stern, dass ein Anstieg der Beitragssätze unvermeidlich sei. Dies sei notwendig, um die geplanten Strukturreformen in den Kliniken zu finanzieren. „Jetzt ist die Phase, in der wir Geld in die Hand nehmen müssen, auch das der Beitragszahler“, sagte Lauterbach. Nur durch diese Investitionen könne das System langfristig verbessert und die Kostenentwicklung gedämpft werden.
Steigende Beiträge: Eine unausweichliche Realität
Der Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen ist bereits in diesem Jahr um 0,1 Prozentpunkte auf durchschnittlich 1,7 Prozent gestiegen. Der Gesamtbeitrag, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen, umfasst auch den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttolohns. Die Leistungsausgaben der Krankenkassen für ihre über 58 Millionen Mitglieder und 16 Millionen beitragsfrei Mitversicherten summieren sich jährlich auf fast 300 Milliarden Euro.
Der GKV-Spitzenverband warnte, dass Anfang 2025 eine Anhebung um mindestens 0,6 Beitragssatzpunkte notwendig werde. Die „ausgaben treibende“ Gesetzgebung der letzten zehn Jahre und die Mehrkosten für die Krankenhausreform seien maßgebliche Gründe dafür. In den ersten drei Monaten 2024 verzeichneten die Kassen ein Defizit von 776 Millionen Euro.
Erhöhungen von bis zu einem Prozentpunkt möglich
Günter Neubauer vom Münchner Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) hält sogar Erhöhungen von bis zu einem Prozentpunkt zum Jahreswechsel für möglich. Zudem sei es nicht ausgeschlossen, dass 2025 einige Kassen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage fusionieren müssten. Eine Erhöhung um 0,6 Prozentpunkte würde für einen Arbeitnehmer mit einem monatlichen Bruttogehalt von 3000 Euro zusätzliche neun Euro an Beiträgen bedeuten. Bei 5000 Euro wären es 15 Euro mehr. Eine Beitragserhöhung um einen Prozentpunkt würde die Kosten entsprechend weiter erhöhen.
Gefahr von Krankenkassenpleiten
Das Deutsche Finanz-Service-Institut (DFSI) hat in einer Studie die finanzielle Lage von 46 Krankenkassen untersucht. Die Securvita Krankenkasse schnitt dabei am schlechtesten ab und erreichte nur 45,7 von 100 möglichen Punkten. Der Durchschnitt lag bei 66,5 Punkten. Auch andere Kassen wie die Bergische Krankenkasse, die ikk classic und die KKH Kaufmännische Krankenkasse befinden sich in einer prekären Lage. Im Gegensatz dazu haben kleinere Kassen wie die hkk mit 100 Punkten die beste finanzielle Lage.
Angesichts dieser bedrohlichen finanziellen Situation warnte DFSI-Chef Thomas Lemke vor möglichen Pleiten. Dies könnte wie ein „Tsunami“ wirken, der das gesamte System destabilisieren würde.
Auch die Pflegeversicherung ist betroffen
Nicht nur die Krankenkassen stehen vor finanziellen Herausforderungen. Die Pflegeversicherung erwartet für 2024 und 2025 ebenfalls rote Zahlen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, der auch die Pflegekassen vertritt, ermittelte, dass eine rechnerische Beitragserhöhung von 0,2 Prozentpunkten erforderlich sei, um die Defizite auszugleichen.
Die finanzielle Stabilität der deutschen Krankenkassen und Pflegeversicherungen scheint ernsthaft bedroht. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf diese Herausforderungen reagieren wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Versorgung der Versicherten zu sichern.
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