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04.06.2024
17:35 Uhr

Deutschlands Produktivität im Schatten globaler Erfolgsgeschichten

Deutschlands Produktivität im Schatten globaler Erfolgsgeschichten

Während die Weltwirtschaft an Fahrt gewinnt, zeigt sich Deutschland erneut auf dem absteigenden Ast der Produktivitätsentwicklung. Trotz eines leichten Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) je Erwerbstätigem um 0,1 Prozent im Jahr 2023, offenbart ein Rückgang der Produktivität pro Erwerbstätigenstunde um 0,8 Prozent eine bedenkliche Tendenz. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) und entfachte damit eine Welle der Besorgnis unter Experten.

Ursachen der Produktivitätsschwäche

Der Ökonom Nicolas Ziebarth vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) identifiziert mehrere Faktoren für die stagnierende Produktivität. Eine zunehmende Bürokratie und eine verbesserungswürdige Infrastruktur bremsen die Betriebsabläufe und damit die Wirtschaftsleistung. Zudem wird der unzureichende Einsatz der Digitalisierung als ein weiteres Manko genannt. Ziebarth betont, dass kurzfristig eine bessere Nutzung moderner Technologien und ein Bürokratieabbau die Produktivität ankurbeln könnten.

Ein weiteres Problem stellt der demografische Wandel dar. Der Fachkräftemangel führt zu Arbeitsverdichtung und Stress unter den Beschäftigten, was die Produktivität zusätzlich beeinträchtigt. Dies bestätigen Umfragen, die aufzeigen, dass knapp zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland Belastungen durch Personalmangel spüren und mehr als ein Viertel Überstunden leisten muss.

Globaler Vergleich offenbart Defizite

Im internationalen Vergleich zeigt sich ein differenziertes Bild: Während in Ländern wie den USA die Produktivität um 1,5 Prozent stieg, sind es vor allem Schwellenländer, die das globale Produktivitätswachstum antreiben. Eine Analyse des McKinsey Global Institutes (MGI) verdeutlicht, dass sich die globale Arbeitsproduktivität seit 1997 versechsfacht hat. Im Gegensatz dazu steht die Entwicklung in vielen Industrieländern, einschließlich Deutschland, die ins Stocken geraten ist.

China und Indien zeichnen für die Hälfte des Produktivitätswachstums verantwortlich, wohingegen Westeuropa, mit Deutschland als Teil davon, nur sieben Prozent beisteuert. Die Analysten des MGI sehen in Investitionen die wichtigste Triebkraft für Produktivität und Wachstum. Länder mit starkem Wachstum investieren einen erheblichen Anteil ihres BIP in Urbanisierung und moderne Infrastruktur.

Notwendigkeit von Investitionen und Innovationen

Deutschland steht vor der Herausforderung, durch gezielte Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung, sowie Infrastruktur, den Produktivitätsstand zu erhöhen. Experten wie Jan Mischke, MGI-Partner und Co-Autor der Studie, betonen die Dringlichkeit von Produktivitätswachstum, um den Lebensstandard zu verbessern und Löhne zu erhöhen.

Die Lösung könnte auch in einer stärkeren Automatisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz liegen. Eine Analyse des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation sowie der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt suggeriert, dass vor allem in Dienstleistungssektoren wie der Gastronomie, Automatisierung und Digitalisierung zu Produktivitätsschüben führen könnten.

Ausblick und kritische Betrachtung

Die Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Transformation Deutschlands ist offensichtlich. Ohne entscheidende Veränderungen und eine Rückkehr zu einer Politik, die Investitionen und Innovationen fördert, droht der Wirtschaftsstandort Deutschland weiter ins Hintertreffen zu geraten. Es gilt, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen, um den Wohlstand und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Die aktuellen Daten und Analysen sollten ein Weckruf für die politisch Verantwortlichen sein. Es ist an der Zeit, dass Deutschland sich von einer zunehmenden Staatsgläubigkeit und überbordender Bürokratie löst und sich stattdessen auf die Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen konzentriert. Nur so kann der Abwärtstrend umgekehrt und der Anschluss an die globale Produktivitätsentwicklung wiederhergestellt werden.

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