Deutschland im Abstieg: Sicherheitsbedürfnis versus schöpferische Zerstörung
Die jüngsten Entwicklungen in Deutschland werfen ein beunruhigendes Licht auf die wirtschaftliche Lage des Landes. Während die USA nach der Corona-Pandemie gestärkt hervorgingen, kämpft Deutschland mit einer schrumpfenden Produktivität und einer Abwanderung von Unternehmen und Fachkräften. Der renommierte Wirtschaftsexperte Thomas Mayer sieht die Gründe hierfür in der Verhinderung der sogenannten „schöpferischen Zerstörung“.
Schöpferische Zerstörung als Wachstumsmotor
Joseph Schumpeter prägte den Begriff der „schöpferischen Zerstörung“ und sah darin die treibende Kraft für das Wachstum der kapitalistischen Wirtschaft. Dieser Prozess beschreibt die kontinuierliche Revolutionierung der wirtschaftlichen Struktur durch die Zerstörung alter und die Schaffung neuer Strukturen. Historisch betrachtet, führte dies nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland und Japan, da alte Interessengruppen beseitigt und Märkte geöffnet wurden.
Japan als warnendes Beispiel
Ein warnendes Beispiel für die Verhinderung dieses Prozesses liefert Japan nach dem Platzen der „Blasenökonomie“ Anfang der 1990er-Jahre. Durch die Rettung bankrotter Firmen und die Konservierung alter Strukturen fiel die japanische Wirtschaft in eine langanhaltende Stagnation. Ein ähnliches Szenario droht nun auch Deutschland.
USA versus Deutschland: Ein Vergleich
Die Corona-Pandemie bot eine Gelegenheit, die Wirkungen der schöpferischen Zerstörung in Echtzeit zu beobachten. Während in beiden Ländern flächendeckende Lockdowns und umfangreiche fiskalpolitische Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergriffen wurden, verlief die Erholung in den USA deutlich dynamischer als in Deutschland. Ein wesentlicher Unterschied lag in der Art der Unterstützung: In den USA lag der Fokus auf direkten Finanzhilfen und Arbeitslosenhilfe, während Deutschland auf Kurzarbeit und Arbeitsplatzsicherung setzte.
Produktivität und Beschäftigung
Die Folge war, dass die Beschäftigung in den USA während der Pandemie drastisch sank, aber nach den Lockdowns wieder stark anstieg. Viele entlassene Arbeitnehmer fanden produktivere Beschäftigungen in neuen Bereichen. In Deutschland hingegen blieb die Beschäftigung relativ stabil, jedoch ohne den notwendigen Strukturwandel. Dies führte zu einem Rückgang der Arbeitsproduktivität.
Die Konsequenzen für Deutschland
Im wohlstandsverwöhnten Deutschland wird Sicherheit und Beständigkeit höher geschätzt als das Risiko der schöpferischen Zerstörung. Diese Haltung führt jedoch zu einer Schrumpfung der Wirtschaft und einer Abwanderung von Unternehmen und unternehmungslustigen Menschen. Die stündliche Arbeitsproduktivität schrumpft mit einer Jahresrate von zuletzt minus 0,3 Prozent, während sie in den USA nach der Pandemie auf deutlich höhere Werte stieg.
Die deutsche Politik steht vor der Herausforderung, die Balance zwischen Sicherheit und notwendigem Wandel zu finden. Ohne eine Bereitschaft zur schöpferischen Zerstörung droht Deutschland, weiter in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Es ist an der Zeit, die Weichen neu zu stellen und den Mut für tiefgreifende Reformen aufzubringen.
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