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28.08.2024
07:06 Uhr

Deutschland bereitet sich auf mögliche Fentanyl-Krise vor

Deutschland bereitet sich auf mögliche Fentanyl-Krise vor

Fentanyl, ein hochwirksames Schmerzmittel, das zunehmend als illegale Droge missbraucht wird, könnte auch in Deutschland zu einer ernsten Bedrohung werden. Während die Substanz in den USA bereits für tausende Todesfälle verantwortlich ist, ist ihre Verbreitung hierzulande noch vergleichsweise gering. Doch Experten warnen, dass sich dies schnell ändern könnte.

Heroin wird knapp, Fentanyl rückt nach

In der offenen Drogenszene Deutschlands ist Heroin seit Jahrzehnten ein verbreitetes Rauschmittel. Doch aufgrund der angespannten Lage in Afghanistan, einem Hauptproduzenten von Opium, wird Heroin zunehmend knapp. Die Taliban haben den Anbau von Schlafmohn, dem Rohstoff für Opium, im Jahr 2022 verboten, was zu einem drastischen Rückgang der weltweiten Opium-Produktion führte. Dies könnte den Weg für Fentanyl und andere synthetische Opioide ebnen.

Gefahr durch synthetische Opioide

Fentanyl ist etwa 50-mal stärker als Heroin und extrem süchtig machend. Bereits zwei Milligramm gelten als potenziell tödliche Dosis. Laut Dr. Norbert Scherbaum, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Duisburg-Essen, sterben überproportional viele Menschen an einer Überdosis Fentanyl. Die Substanz wird in Deutschland legal zur Behandlung starker Schmerzen verschrieben, etwa bei Krebspatienten im Endstadium. Doch sie findet auch immer häufiger den Weg auf den Schwarzmarkt.

Vorbereitungen auf eine mögliche Krise

Die Drogenhilfe in Deutschland bereitet sich intensiv auf eine mögliche Fentanyl-Krise vor. Rüdiger Schmolke vom Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige in Berlin betont, dass Aufklärung und ein erweitertes Therapie- und Substitutionsangebot für Abhängige entscheidend seien. In Berlin gibt es derzeit vier Drogenkonsumräume und drei Konsum-Mobile, was jedoch als unzureichend angesehen wird.

Risiken und Präventionsmaßnahmen

Die Herstellung von Fentanyl ist viel billiger als die von Heroin, da es im Labor produziert werden kann. Dies macht es für Drogenkartelle besonders attraktiv. Das Risiko, dass Konsumenten unwissentlich Heroin kaufen, dem Fentanyl beigemischt ist, steigt. Eine Überdosis kann zu bedrohlichen Herzrhythmusstörungen oder Atemstillstand führen. Experten wie Scherbaum und Schmolke sind sich einig, dass eine verminderte Verfügbarkeit von Heroin eine "absehbare Katastrophe" wäre.

In den USA hat die großzügige Verschreibung von starken Schmerzmitteln zur Opioidkrise geführt. Auch in Deutschland werden solche Medikamente häufiger verschrieben als noch vor zwanzig Jahren, jedoch nicht in dem Ausmaß wie in den USA. Dennoch ist Vorsicht geboten. Die Drogenhilfeorganisationen setzen auf Prävention und die Bereitstellung sicherer Konsummöglichkeiten, um die Risiken zu minimieren.

Während die aktuelle Lage noch unter Kontrolle scheint, bleibt die Zukunft ungewiss. Die deutsche Drogenhilfe steht vor der Herausforderung, sich auf mögliche Veränderungen im Drogenmarkt vorzubereiten und die Gesundheit der Betroffenen zu schützen.

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