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01.08.2024
06:48 Uhr

Blackouts durch zu viele Photovoltaik-Anlagen: Experten warnen vor „Gefahr“

Blackouts durch zu viele Photovoltaik-Anlagen: Experten warnen vor „Gefahr“

Die rasante Zunahme von Photovoltaikanlagen in Deutschland könnte zu einer Überlastung des Stromnetzes und damit zu Blackouts führen. Diese Befürchtung äußern Experten angesichts der neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts. Im April 2024 wurden rund 3,4 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt etwa 81.500 Megawatt gezählt – ein Anstieg von 29,8 Prozent an Anlagen und 20,5 Prozent an installierter Leistung im Vergleich zum Vorjahr.

Gefahr instabiler Netzsituationen

Maik Render, Chef des Regionalversorgers N-Ergie, warnt vor den möglichen Folgen dieses ungebremsten Wachstums. „Wenn der Zubau einfach ungebremst weitergeht, steigt die Gefahr, dass es zu instabilen Netzsituationen kommt“, zitiert ihn das Handelsblatt. Besonders betroffen könnten Regionen im Süden und Südwesten Deutschlands sein, wo der Boom der Solaranlagen auf Privathausdächern besonders stark ist.

Technische Herausforderungen

Ein zentrales Problem ist die derzeitige Unfähigkeit vieler Photovoltaikanlagen, sich automatisch abzuschalten, wenn regional zu viel Strom produziert wird. Dies könnte zu lokalen Stromausfällen führen, bei denen buchstäblich die Sicherung am Ortsnetztrafo rausfliegt und der entsprechende Strang des Stromnetzes zeitweise ausfällt. Betroffen wären davon jeweils ein paar Dutzend Haushalte.

Intelligente Lösungen gefordert

Um die Gefahr von Blackouts zu minimieren, sollen neue Photovoltaikanlagen mit intelligenten Mess- und Steuersystemen ausgestattet werden. Diese Systeme könnten jedoch erst in einigen Jahren ihre volle Wirkung entfalten. Bis dahin bleibt das Szenario von lokalen Stromausfällen nicht von der Hand zu weisen.

Maßnahmen zur Netzstabilisierung

Um die Stromnetze zu entlasten, setzen Experten auf einen Mix aus technischen Verbesserungen und mehr Eigenverantwortung der Betreiber von Photovoltaikanlagen. Vier Maßnahmen stehen dabei im Fokus:

  • Batteriespeicher: Diese könnten den Strom zunächst speichern und eine automatische Einspeisung ins Netz verhindern. Allerdings sind sie laut Experten oft schon in den frühen Morgenstunden vollständig geladen und haben dann in der Mittagszeit, wenn die Photovoltaikanlagen ihre Erzeugungsspitze erreichen, keine netzentlastende Wirkung mehr.
  • Regelbare Trafos: Diese sind zwar effektiv, aber sehr teuer – sie kosten mehr als doppelt so viel wie herkömmliche Trafos.
  • Intelligente Messsysteme (Smart Meter): Diese könnten die Photovoltaikanlagen steuern, um schwierige Netzsituationen zu meistern.
  • Marktliche Anreize: Die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) soll für Neuanlagen ab einer bestimmten Größenklasse ab dem 1. Januar 2025 im Fall von negativen Strompreisen ausgesetzt werden, um die Einspeisung in Phasen eines Überangebots zu verhindern.

Langfristige Lösungen

Robert Kohrs vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme betont, dass es eine Reihe von Instrumenten gibt, um das Problem in den Griff zu bekommen. „Das Abschalten von Photovoltaikanlagen sollte immer an letzter Stelle stehen“, so Kohrs. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und effektiv die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden können, um die Netzstabilität zu gewährleisten und gleichzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Die aktuelle Situation zeigt eindrucksvoll, dass technische Innovationen und eine kluge Netzplanung unerlässlich sind, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

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